Investor Peter Thiel : Datenschutz-Verordnung ist wie Berliner Mauer
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Paypal-Mitgründer Peter Thiel auf einer Veranstaltung der Republikaner in Ohio im Juli 2016. Bild: Reuters
Der deutschstämmige Investor Peter Thiel hält die DSGVO für ein „dummes Eigentor“ der Europäer und Protektionismus à la Sowjetunion. Außerdem fehle es den Deutschen an Ambition.
Der amerikanische Tech-Investor Peter Thiel sieht die neuen EU-Datenschutzregeln als ein Eingeständnis der Niederlage Europas in der Internet-Industrie – wie es einst die Berliner Mauer für das sozialistische System gewesen sei. Die seit 25. Mai greifende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sei „ein ganz dummes Eigentor“, sagte der Milliardär Thiel am Dienstagabend in Berlin. Im Silicon Valley habe jeder gedacht: „Das können sie nicht machen.“
Die neuen Datenschutzregeln träfen – „so wie jede Regulierung mit schwerer Hand“ – kleine europäische Start-ups härter als große amerikanische Konzerne. „Sie kommt mir vor wie eine viel inkompetentere Version der großen chinesischen Firewall“, sagte Thiel in Anspielung auf die Internet-Zensur in China.
„Ich frage mich, ob die DSGVO ein Eingeständnis der europäischen Niederlage ist – dass Europa nicht in der Lage ist, so viele erfolgreiche Tech-Unternehmen in die Welt zu setzen wie Amerika“, erklärte Thiel. Sie sei eine „protektionistische" Maßnahme“ gegen die großen amerikanischen Konzerne. Deshalb fühle er sich an die Berliner Mauer erinnert: „Die war ein Eingeständnis, dass das Modell nicht funktionierte und die Leute flüchten wollten.“
Thiel steht hinter Präsident Trump
Das größte Problem für europäische Start-ups sieht Thiel in der Kultur: „Irgendwie ist es in Europa, in Deutschland, in Berlin nicht akzeptabel, ambitioniert oder mutig zu sein.“ Es fehle nicht an Bildung, Kapital, Talent oder harter Arbeit. „Es ist das Fehlen von Ambition.“ Berlin sei zwar ein Ort, wo man Spaß haben könne: „Die Schlangen vor Nachtclubs sind so lang wie einst für Brot in der ehemaligen Sowjetunion.“ Aber es sei auch eher ein Ort, wo man bequemer in den Ruhestand gehen könne, als ein globales Unternehmen auf die Beine zu stellen, sagte er bei einem Empfang zur Digitalkonferenz Axel Springer NOAH Berlin.
Aus Europa kommen global agierende Start-ups wie Spotify aus Schweden, Transferwise aus London oder Soundcloud aus Berlin. Zugleich haben europäische Firmen bisher nie die Dimension amerikanischer Technologie-Giganten erreicht.
Thiel (50) wurde in Frankfurt geboren. Seine Eltern wanderten nach Amerika aus als er ein Jahr alt war. Reich wurde er als Paypal-Mitgründer beim Verkauf des Bezahldienstes an Ebay. Seinen Reichtum vervielfachte er dann als einer der frühen Geldgeber von Facebook . Thiel ist zugleich als Unterstützer des amerikanischen Präsidenten Donald Trump eine Ausnahme im liberalen Silicon Valley.
Bezüglich des schwelenden Handelsstreits Amerikas mit China, der EU, Kanada und Mexiko verwies Thiel darauf, dass die Demokraten eine Mitschuld trügen. Die Demokratische Partei sei noch stärker gegen freien Handel als die Trump-Regierung. „Wer auch immer Trump nachfolgt, wird weniger für freien Handel sein als Trump“, sagte der Investor.