Nicht mehr verbieten, was Millionen Deutsche ohnehin tun
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Online-Glücksspiel wird immer beliebter: Doch wie steht es eigentlich um die Anbieter? Bild: iStock
Vor gut einem halben Jahr wurde das Online-Glücksspiel in Deutschland liberalisiert – mit einer ähnlichen Argumentation wie beim Cannabis. Doch bisher ist das neue Regelwerk kein Erfolg.
Es ist eine zerstrittene Welt, die lange am Rande und mitten in der Illegalität agierte – und in die nun eigentlich Ruhe einkehren sollte. Doch gut sechs Monate nachdem die Bundesländer mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag das Online-Glücksspiel unter Auflagen legalisiert haben, ist von Ruhe in der Zockerwelt wenig zu sehen. Stattdessen werden die alten Grabenkämpfe weiter geführt wie zuvor. Die neuen Gesetze und Zuständigkeiten machen die Konflikte eher noch komplizierter und verworrener. Und statt Onlinepoker und den virtuellen einarmigen Banditen in legale Bahnen zu lenken, scheint das Gegenteil zu passieren.
Seit dem vergangenen Sommer ist ein neuer Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, der als Zeitenwende gilt: Erstmals wurde es damit deutschlandweit erlaubt, im Internet um Geld zu zocken. Die Argumentation ist ganz ähnlich wie bei der Cannabis-Legalisierung, welche die Ampelkoalition vorhat: nicht mehr verbieten, was Millionen Deutsche ohnehin tun, und sie damit der Schutzlosigkeit des Schwarzmarktes überlassen, sondern das Laster unter Auflagen und staatlicher Kontrolle freigeben. Das Ziel lautet, den unsicheren Konsum in legale Bahnen lenken. Kanalisierung nennt man das auch. Und zu kanalisieren gibt es viel, der Umsatz mit Online-Glücksspiel betrug bisher knapp drei Milliarden Euro im Jahr, schätzt der Europäische Glücksspiel- und Wettverband EGBA.
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