FAZ.NET-Interview über Technik : Ist Neues immer besser, Frau Spiekermann-Hoff?
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Was Start-up-Unternehmen aus der Philosophie lernen können. Und warum Innovationen nicht immer ein besseres Leben garantieren, erklärt eine Ökonomin, die beide Seiten kennt.
Neues ist gut – und besser als das Alte. Nach diesem Motto leben viele Menschen. Mit dem Technologieschub rund um Internet und Digitalisierung hat die Devise mehr Gewicht erhalten denn je. Für Gründer und Start-up-Unternehmen steht das Neue, die Innovation, im Mittelpunkt der Bemühungen. Das muss aber nicht immer richtig sein, finden Kritiker wie die an der Wirtschaftsuniversität Wien lehrende Professorin Sarah Spiekermann-Hoff.
Im Interview mit FAZ.NET plädiert die Wissenschaftlerin vielmehr dafür, Ökonomie und Ethik stärker zu verknüpfen. Neu gleich gut, dieses Denken habe sich zwar seit Hunderten von Jahren in den Köpfen festgesetzt. Heute aber „explodiere" diese Idee regelrecht.
Noch vor 20 Jahren habe sich für ein Unternehmen nur eine Handvoll von Innovations- und Investitionsmöglichkeiten eröffnet. Mit den Möglichkeiten in der virtuellen Welt seien es inzwischen jedoch Hunderte. „Da kann nicht mehr alles, was neu ist, automatisch gut sein“, sagt Spiekermann-Hoff.
Die Forscherin, die früher selbst im Silicon Valley arbeitete, rät auch modernen Start-ups, sich ethischen Fragen zu stellen. Wie die, was im Leben eigentlich wertvoll sei. Dabei müsse man unter anderem berücksichtigen, wie neue Technologien wie das Smartphone den Menschen und seinen Charakter verändern. Und gegebenenfalls auch auf sie verzichten.
Ein solches wertorientiertes Denken steht nach Spiekermann-Hoffs Ansicht der Ökonomie nicht im Weg, sondern setzt im Gegenteil viel mehr Ideen frei. „Wir sind am Anfang eines Umdenkens“, so ihre Einschätzung.