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Mega-Rechenzentrum in Hanau : Milliardeninvestition in die digitale Zukunft

Vision: So könnte die Anlage laut einer Visualisierung des Entwicklers P3 von 2022 aussehen. Bild: TTSP HWP Planungsgesellschaft mbH

Das französische Unternehmen Data4 will in Hanau eines der größten Rechenzentren in Deutschland und Europa bauen. Die Stadt erhofft sich ein erhebliches Plus in der Steuerkasse.

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          Mehr als eine Milliarde Euro will der französische Rechenzentrumsbetreiber Data4 in den nächsten Jahren in Hanau investieren. Vorstandsvorsitzender Olivier Micheli und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) traten am Montag gemeinsam vor die Presse, um ein länger gehütetes Geheimnis zu lüften: Data4 wird Eigentümer und Betreiber des geplanten Großrechenzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Großauheim Kaserne im gleichnamigen Stadtteil. Dort plant das Unternehmen nach den Worten von Micheli auch, seine Deutschlandzentrale einzurichten.

          Luise Glaser-Lotz
          Korrespondentin der Rhein-Main-Zeitung für den Main-Kinzig-Kreis.

          Laut Kaminsky wird Hanau damit in das europäische Netz der Dateninfrastruktur eingebunden und sichere als einer der künftig leistungsstärksten Data-Standorte in Deutschland einen wichtigen Bestandteil für den künftigen Wohlstand der Stadt. Sicher sei, dass Data4 in Hanau Steuern zahlen werde. Daher könne die Stadt mit erheblichen Einnahmen durch die Grund- und Gewerbesteuer rechnen.

          Dazu kämen die Anteile aus der Einkommensteuer der neuen Arbeitsplätze. Im Endausbau sollen es einmal rund 500 sein, überwiegend Ingenieure und Technikspezialisten verschiedener Fachrichtungen. Der regionale Ansatz gehöre zur Philosophie von Data4, deshalb sollen die künftigen Mitarbeiter möglichst aus der Umgebung stammen, sagte Micheli. Um genügend Fachkräfte zu beschäftigen, will man frühzeitig Nachwuchswerbung betreiben, die schon in den Schulen anfangen solle. Außerdem biete Data4 ein eigenes Trainingsprogramm für Nachwuchskräfte.

          Beste Marktchancen

          Mit dem Bau und dem Betreiben von Großrechenzentren hat Data4 nach Angaben Michelis Erfahrung seit 16 Jahren. Fast 30 Data4-Rechenzentren mit jeweils bis zu 20 Gebäuden und einer Jahresleistung von rund einem Gigawatt jährlich gebe es außer in Frankreich auch in Italien, Spanien, Polen und Luxemburg. Deutschland fehle noch, um die europäische Strategie des Unternehmens zu komplettieren. Man habe lange nach einem geeigneten Standort suchen müssen. In Hanau sei man nun fündig geworden. Die Stadt biete ideale Voraussetzungen und weite den Schwerpunkt Frankfurt auf den Osten des Rein-Main-Gebiets aus.

          Konversion: Die Kasernen im Stadtteil werden für ein großes Rechenzentrum weichen müssen.
          Konversion: Die Kasernen im Stadtteil werden für ein großes Rechenzentrum weichen müssen. : Bild: Helmut Fricke

          Zudem biete Deutschland als eine der führenden Nationen bei der digitalen Infrastruktur beste Marktchancen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Perspektivisch soll der Hanauer „Rechenzen­trum-Campus“ einer der größten in Deutschland und in Europa werden. Data4 erwarb das rund 20 Hektar große Areal zu einem ungenannten Preis und übernimmt auch die Planung, den Bau und den Betrieb der in Modulen wachsenden Anlage.

          Wie der Projektentwickler P3 mit Sitz in Frankfurt künftig in das Projekt eingebunden ist, wurde in der Pressekonferenz nicht ganz deutlich. Laut Semir Selcukoglu, Leiter Spezialprojekte bei P3, werde man die schon laufenden Abriss- und Erschließungsarbeiten begleiten und die „Projektkontinuität sicherstellen“. P3 Logistic Parks ist ein Entwickler und Eigentümer von Logistikimmobilien in Europa. Er erwarb das Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, um das „P3-Datacenter Hanau“ zu entwickeln.

          Die Inbetriebnahme des ersten Moduls des Rechenzentrum-Campus von Data4 ist frühestens für das Jahr 2024 oder spätestens bis zum Jahr 2025 geplant. Weitere Module sollen danach bis zum Jahr 2032 entstehen. Wie Micheli versicherte, ist Data4 nicht nur an Regionalität interessiert, sondern auch an der Nachhaltigkeit des Projekts.

          Dabei geht es vor allem um die bei Rechenzentrumsprojekten häufig geforderte Nutzung der Abwärme. Laut Martina Butz, Geschäftsführerin der Stadtwerke Hanau, soll Abwärme für die Hanauer Bürger genutzt werden. Man führe bereits Gespräche mit den beteiligten Unternehmen. Für die enormen Strommengen, die der Campus benötigen wird, etwa 180 Megawatt, erstellen die Stadtwerke eine etwa zehn Hektar große Freiflächen-Photovoltaikanlage in unmittelbarer Nähe sowie ein Blockheizkraftwerk und ein Umspannwerk.

          Gerechnet wird mit rund 500.000 Kubikmeter Bauschutt durch den Abriss der alten Kasernengebäude, überwiegend Lagerhallen der amerikanischen Armee. Davon sollen nach städtischen Angaben mehr als 75 Prozent recycelt und an Ort und Stelle wiederverwendet werden.

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