Hackathon der Bundesregierung : 42.000 programmieren gegen das Virus
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Helge Braun spricht zu den Teilnehmern des Hackathons Bild: WirWsVirus Hackaton/Youtube/Screenshot
Der Hackathon gegen die Viruskrise war laut Kanzleramtsminister Braun der größte der Geschichte. Zwischendurch streikte die Technik, die Organisatoren sendeten Hilferufe. Dennoch zeigt das Event, wie manches in der Krise schneller geht.
Großveranstaltungen gibt es eigentlich keine mehr, alle sind der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Eigentlich. Die Bundesregierung richtete am Wochenende indes eine solche aus – allerdings im Internet, und das nicht trotz, sondern wegen der Corona-Krise. 42.000 Menschen, also ein gut gefülltes Fußballstadion, hatten sich für den „#WirvsVirus“-Hackathon angemeldet, den die Bundesregierung gemeinsam mit einer Reihe von Digitalinitiativen und Kanzleramtsminister Helge Braun als Schirmherr veranstaltet hat. Ein Hackathon ist ein Design- und Programmierwettbewerb, bei dem Teilnehmer innerhalb weniger Tage versuchen, Aufgaben zu lösen. Laut Braun handelte es sich um den größten Hackathon der Geschichte.
In diesem Fall reichten die Teilnehmer selbst wie auch die Bundesregierung Probleme ein, die durch die Corona-Krise entstehen und für die Lösungen entwickelt werden sollten. Die Organisatoren identifizierten die vielversprechendsten Vorschläge und sortierten sie in Kategorien. Die Themen waren vielfältig: Es ging etwa um die Verteilung von Hilfsmitteln, Nachbarschaftsunterstützung, die Erfassung und Übermittlung neuer Infektionsfälle, die psychische Gesundheit der Menschen in der Krise oder die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung.
Zur Digitalisierung gezwungen
Der Hackathon ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Land und wohl vor allem die Behörden durch die Corona-Krise zur Digitalisierung gezwungen werden und in kurzer Zeit Fortschritte machen, für die sie sonst Monate oder Jahre gebraucht hätten. Unternehmen entdecken das Homeoffice, Schulen und Universitäten sind ins Internet umgezogen. Auch der Hackathon wurde in wenigen Tagen auf die Beine gestellt. Die Idee kam aus Estland, wo am vergangenen Wochenende ein erster Hackathon stattfand, auf dem Konzepte gegen die Virus-Krise entwickelt wurden und der international Beachtung fand. „Tech4Germany“, eine Innovations-Taskforce der Bundesregierung, und der Digitalrat, ein Beratungsgremium für die Regierung, schlugen dem Kanzleramt vor, das gleiche in Deutschland durchzuführen.
Die Erwartungen der Organisatoren wurden bei weitem übertroffen. „Die Zahl der Homepage-Aufrufe ist tatsächlich gigantisch hoch“, sagte Minister Braun einem ARD-Blog schon zum Zwischenstand von 12.000 Anmeldungen. Die Organisatoren kämpften indes am Freitagabend noch mit der Technik. Der offizielle Start war für 18:30 Uhr angesetzt. Teilnehmer berichteten jedoch, dass die Kollaborationsplattform Slack nicht ganz rund gelaufen sei. Vom Twitter-Konto des Hackathons ging deshalb gegen 18 Uhr ein öffentlicher Hilferuf an Slack-Chef Stewart Butterfield heraus: „Wir müssen eine E-Mail mit dem Einladungslink an 42.000 Menschen schicken.“ Die Systeme würden nur E-Mails an 2000 Menschen zulassen. Butterfield schrieb zehn Minuten später: „40.000 Menschen gleichzeitig hinzuzufügen sieht mir nach einer schlechten Idee aus“ und schickte einen Smiley hinterher. Drei Stunden später war die Situation geklärt. Die Slack-Mitarbeiter hätten großartig geholfen, hieß es vom Twitter-Account des Hackathons. Die ganze Organisation erinnert damit eher an die eines Start-ups. Laut Veranstalter waren 17 Menschen, darunter Freiwillige, im Kern-Organisationsteam.
Abgabetermin für die Projekte war am Sonntagabend. Die Entscheidung, welche Projekte gewinnen und Unterstützung erhalten, trifft eine Jury im Laufe der Woche. Zudem gibt es eine öffentliche Abstimmung. Wie die Förderung aussehen soll, ist noch nicht geklärt: Bis zur Bekanntgabe „wird feststehen, wie genau ein anschließendes Unterstützungsprogramm #WirvsVirus (...) aussehen wird“, hieß es am Samstagabend in einer Nachricht an die Teilnehmer. Zur ausgelassenen „Youtube-Abschlussparty“ bedankte sich Schirmherr Braun selbst bei den Teilnehmern und meinte: „Viele haben gesagt, sie haben noch nie für die Regierung gearbeitet. Ich hoffe, das war jetzt kein traumatisches Erlebnis.“