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Bitkom-Umfrage : Im Geschäft mit Daten ist Deutschland Nachzügler

Guiyang: Besucher schauen sich die Ausstellung mit digitaler Kunst im Rahmen der China International Big Data Industrie-Expo an. Bild: dpa

US-Konzerne wie Google, Microsoft oder Meta sehen in Daten das, was einst das Öl für Industriegesellschaften war. China hat digitale Daten zu einem der grundlegenden Produktionsfaktoren der Wirtschaft erklärt. Wie kann Deutschland da mithalten?

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          Deutsche Unternehmen betrachten das Geschäft mit Daten zwar als vielversprechend, doch im globalen Vergleich sieht mehr als Drittel von ihnen Deutschland bestenfalls als einen Nachzügler an. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des digitalen Branchenverbandes Bitkom hervor. Während 29 Prozent der 600 befragten Unternehmen das Land im Rennen um die sogenannte Datenökonomie bereits im Hintertreffen sehen, sind 13 Prozent der Meinung, Deutschland gehöre zu den Vorreitern; vier Prozent glauben, es sei führend.

          Stephan Finsterbusch
          Redakteur in der Wirtschaft.

          „Damit Deutschland in der Datenökonomie tatsächlich eine Führungsrolle einnehmen kann, müssen wir umdenken“, sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Bitkom. „Wir sind in einer Phase, wo weltweit neue, datengetriebene Geschäftsmodelle entstehen. Die Politik muss den Freiraum geben, damit sich solche Innovationen auch in Deutschland entwickeln können.“

          Daten als neue Ressource

          Das globale Geschäft mit Daten wird schon heute auf rund 200 Milliarden Dollar je Jahr veranschlagt. Dabei wird sich Erhebung und Verwendung von Daten durch die Digitalisierung ganzer Indus­trien völlig ändern. Allein die Datenmenge, die durch Sensoren an Maschinen aller Art anfällt, wird rasant steigen. So sehen US-Konzerne wie Google, Microsoft oder Meta in Daten das, was einst das Öl für Industriegesellschaften war. China hat digitale Daten neben Land, Kapital und Arbeit zu einem der grundlegenden Produktionsfaktoren der Wirtschaft erklärt. Hier wollen die Europäer mithalten und entwickeln neben verbindlichen Rechtsrahmen auch technische Initiativen.

          So ist nach den Worten des Hauptgeschäftsführers des Bitkom in den vergangenen Jahren zwar einiges passiert, wie etwa die Gaia-X genannte europaweite Initiative zu gemeinsamen Datenräumen zeige. Doch bekannte Hürden für eine schnelle Umsetzung datengetriebener Innovationen seien keineswegs abgebaut. Als eines der größten Hindernisse werde von den befragten Unternehmen der Datenschutz wahrgenommen.

          Datenschutz als Hürde

          Der Schutz von Daten ist zwar richtig und wichtig. Doch haben weder Europa noch Deutschland einheitliche Spielregeln. Allein hierzulande gibt es rund 200 Rechtsvorschriften – und die sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. So geben in der Bitkom-Umfrage zwei Drittel der Unternehmen an, der Datenschutz hemme neue Geschäftsmodelle. „Wir brauchen in Europa und auch innerhalb Deutschlands vor allem einen einheitlichen Datenschutz mit einheitlichen Auslegungen“, sagt Rohleder. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass ein Verbot der Datennutzung immer häufiger bedeutet, dass wertvolle Angebote in Deutschland nicht entwickelt und nicht vermarktet werden könnten.

          Dabei baut Europa mit sogenannten Datenräumen wie Gaia-X gerade neuartige Möglichkeiten zur Nutzung von Daten auf, die weit über die bisherigen digitalen Plattformen hinausreichen. In solchen virtuellen Räumen verständigen sich Unternehmen auf gemeinsame Regeln und Verfahren für Umgang und Austausch ihrer Daten. Das soll den dezentralen Zugriff auf Daten ermöglichen, standardisieren und vereinfachen.

          Die Expertenkommission für Forschung und Innovation hatte in ihrem jüngsten Jahresgutachten den Aufbau solcher Datenräume als Grundstock für eine auch künftig wettbewerbsfähige deutsche Wirtschaft bezeichnet. In der Befragung des Bitkom stellte sich nun jedoch heraus, dass rund ein Viertel der Unternehmen noch nie etwas von diesen Datenräumen gehört hat. Ein weiteres Viertel hat zwar schon von ihnen gehört, weiß aber nichts damit anzufangen. Allenfalls 16 Prozent sind im Bilde, nur 3 Prozent sind bislang aktiv geworden.

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