
Amerika gegen China : Der Streit um Huawei zeigt den Riss in der Welt
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Huawei hat auf dem MWC das faltbare Mate X vorgestellt. Bild: AP
Der Tech-Konzern Huawei verklagt die amerikanische Regierung. Das zeigt, dass es bei dem Konflikt zwischen beiden Wirtschaftsgroßmächten nur am Rande um Zölle geht.
Wenn es ein Symbol für die große Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und China gibt, dann ist es der Tech-Konzern Huawei. Amerikanische Sicherheitsbehörden warnen davor, dessen Produkte in wichtiger Infrastruktur (5G) zu verbauen. Die Regierung in Washington rät auch anderen Ländern (Australien, Neuseeland, Britannien, Deutschland), davon abzusehen. Die Sorge dahinter lautet, dass die chinesische Kommunistische Partei ihren Einfluss in den westlichen Demokratien gefährlich ausweitet. Wie begründet die Vorwürfe sind, ist umstritten.
Die Angelegenheit ist darüber hinaus noch komplizierter: Huaweis Finanzchefin, die zugleich die Tochter des Unternehmensgründers ist, darf sich derzeit in Kanada nur unter Auflagen auf freiem Fuß bewegen. Der chinesische Konzern wiederum verklagt nun die amerikanische Regierung vor einem Bezirksgericht in Texas – und setzt damit jene rechtsstaatlichen Mittel ein, die einem westlichen Konzern umgekehrt nicht zur Verfügung stehen im Reich der Mitte.
Die „Schlacht um Huawei“, wie der Historiker Niall Ferguson darüber sagt, offenbart eindrücklich, worum es zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt gerade wirklich geht: Nicht um Zölle, Sojaimporte oder Mehrheitsbeteiligungen, sondern letztlich um die langfristige Machtstellung auf der Welt. Nicht nur in Washington sehen Fachleute die Vereinigten Staaten und China mittlerweile in einer Konkurrenzsituation, die Vergleiche mit dem Kalten Krieg zulässt. Der amerikanische Präsident Donald Trump selbst sprach das im vergangenen August deutlich aus: „Als ich (ins Amt) kam, bewegten wir uns in eine bestimmte Richtung, die es China ermöglichen würde, in sehr kurzer Zeit größer als wir zu sein. Das wird nicht mehr passieren.“
Natürlich sind Systemunterschiede offenkundig. China ist eine Einparteien-Diktatur, die mittels moderner Computertechnik versucht, ihre Milliardenbevölkerung immer genauer zu lenken (Stichwort Sozialkreditpunktesystem) und keine freie Meinungsäußerung erlaubt. Auf der anderen Seite befinden sich die demokratischen Marktwirtschaften in Amerika und Europa. Zugleich sind sie alle wirtschaftlich eng miteinander verwoben über internationale Lieferketten und Absatzmärkte – für die deutschen Autohersteller etwa ist der chinesische Markt mittlerweile der wichtigste.
Huawei wiederum steht wie wohl kein anderes Unternehmen aus Fernost für den technischen Aufholprozess, den das Land hinter sich hat. Das Unternehmen verkauft heutzutage mehr Smartphones als Apple, ist dem Weltmarktführer Samsung auf den Fersen. Wie leistungsfähig diese Geräte sind, zeigte sich gerade erst auf dem Mobile World Congress in Barcelona.
Klar scheint darum, dass hier ein (technologischer) Wettstreit entstanden ist, der noch Jahre dauern wird, vielleicht Jahrzehnte. „Der Krieg um Künstliche Intelligenz hat gerade erst begonnen“, glaubt Historiker Ferguson. Einiges spricht dafür, dass er richtig liegt. Daran änderte übrigens nichts, wenn Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping demnächst einen „Deal“ schließen, weil sie innenpolitisch unter Druck stehen und einen Erfolg brauchen. Die Handelsfragen sind, darauf deutet vieles hin, wie gesagt nur die Oberfläche dieser Auseinandersetzung.