Spielen im Metaversum Bild: mauritius images Bearbeitung F.A.Z.
Ob Meta oder Quantenbits: 2021 stand nicht nur im Zeichen von Corona, sondern auch von Wissenschaft und Technik. Wir stellen die wichtigsten Innovationen vor.
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Ein neues Kapitel
Das „Metaversum“ ist auf einmal in aller Munde. Der Begriff tauchte erstmals vor knapp dreißig Jahren in dem dystopischen Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson auf, heute erklären ihn diverse Technologiekonzerne zu ihrer Zukunftsstrategie. Der Internetgigant Facebook findet das Metaversum offenbar sogar so wichtig, dass er sich kürzlich in Anlehnung daran in „Meta“ umbenannt hat. Vorstandschef Mark Zuckerberg beschreibt es als „nächste Generation des Internets“ und „Nachfolger des mobilen Internets“. Auf einer digitalen Veranstaltung im Oktober erklärte er, wie er es sich vorstellt. Es soll ein virtueller Raum sein, in dem sich Nutzer das Internet nicht nur von außen ansehen, sondern gewissermaßen Teil davon werden. Beispielsweise sollen sich Videospiele so anfühlen, als ob alle Mitspieler am gleichen Ort sind und nicht nur ein Computer bedient wird. Ähnlich soll im Arbeitsleben bei Besprechungen das Gefühl vermittelt werden, als ob alle Teilnehmer in einem Raum sind und nicht nur in einem Zoom-Raster. Zuckerberg sagt, das Metaversum sei das „nächste Kapitel“ für sein Unternehmen. Das Konzept wird auch von anderen prominenten Unternehmen propagiert, etwa dem Softwarekonzern Microsoft, dem Halbleiteranbieter Nvidia oder dem Videospielehersteller Epic Games („Fortnite“). (lid.)
Neue Töne in der Musik
Mark Zuckerbergs Metaversum-Pläne dürften in der Musikindustrie wohlwollend registriert worden sein. Sieht die Branche schließlich unter anderem in Facebook noch viel Potential zur Vermarktung abseits der klassischen Streamingdienste. Längst gibt es zahlreiche Beispiele für kreative Ansätze im digitalen Raum. Im April vergangenen Jahres spielte etwa Travis Scott ein digitales Konzert in Fortnite . Rapper Lil Nas X wiederum trat im Winter im Metaversum von Roblox auf. Seine digitale Show erreichte 33 Millionen Fans. Laut der Videospielplattform wurden zudem bis Stand Anfang Juli 2021 digitale Fanartikel für eine fast achtstellige Summe verkauft. Lil Nas X arbeitet mit Sony Music zusammen, die im Juli kurz nach Bertelsmann s Musiksparte BMG eine Partnerschaft mit Roblox eingingen. Pionier auf diesem Gebiet und generell sehr offen für derlei Kooperationen ist Warner Music. Ed Sheeran beispielsweise war erst kürzlich mit einem kleinen Set für einige Tage in Pokémon Go vertreten. An Roblox hält Warner seit Januar dieses Jahres sogar eine Minderheitsbeteiligung. Allerdings unterstreicht eine unter anderem von Universals Verlagssparte unterstützte Klage die Probleme, vor denen neue digitale Plattformen oft stehen, wenn es um die korrekte Lizenzierung sämtlicher Rechte an Musik geht. Der Streit wurde im September beigelegt. Branchenprimus Universal Music „gründete“ übrigens kürzlich eine Kingship genannte Band, die aus NFT-Charakteren besteht und natürlich ebenfalls im Metaversum für Furore sorgen soll. (bfch.)
Quanten in der zweiten Runde
Die Quantentechnologie geht in die zweite Runde. Mit Laser, Halbleitern und Magnetresonanztomographie haben Technologien rund um die Quantenphysik schon seit einem halben Jahrhundert den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Wirtschaft bestimmt. Seit den vergangenen Monaten bahnt sich eine neue Generation von Anwendungen an. Die nutzt quantenmechanische Effekte nicht mehr nur passiv, sondern aktiv. Auf Gebieten wie der Quantensensorik spielt Deutschland bereits ganz vorn mit. Im Sommer wurde vor den Toren Stuttgarts der erste hiesige Quantencomputer aus dem Hause IBM in Betrieb genommen. Der amerikanische IT-Konzern legt nun nach. Er hat einen neuartigen Prozessor mit mehr als hundert Quantenbits vorgestellt. Diese Bits sind superschnell rechnende virtuelle Teilchen und werden Transmon-Qubits genannt. Sie sind in einer speziellen Anordnung in Metallspulen untergebracht und über Mikrowellen zu Schaltkreisen verknüpft. Das soll ungekannte Rechenleistungen zulassen. Denn die Zahl klassischer Bits in herkömmlichen Computern, die nötig wären, um einen Zustand dieses 127-Qubit-Prozessors darzustellen, übertreffe die Gesamtzahl der Atome in allen heute lebenden Menschen, erklärt IBM. (fib.)