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Schluss in Hannover : Computermesse Cebit wird eingestellt

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Nichts los: Auch in neuem Gewand lockte die Cebit in diesem Sommer nicht mehr viele Besucher an. Bild: dpa

Die einst weltgrößte Computermesse der Welt ist am Ende: Nach massivem Besucherrückgang in den letzten Jahren wird es 2019 keine Cebit mehr in Hannover geben.

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          Nach rückläufigen Besucherzahlen wird die IT-Messe Cebit in Hannover eingestellt. Angesichts rückläufiger Flächenbuchungen für die Cebit 2019 sollen die „industrienahen Digitalthemen“ der CEBIT künftig in der Hannover Messe weitergeführt werden, erklärte die Veranstalterin Deutsche Messe am Mittwoch. Für die übrigen Themenfelder sollten spezielle Fachveranstaltungen entwickelt werden. „Es wird künftig keine Cebit mehr in Deutschland geben“, sagte Unternehmenssprecher Onuora Ogbukagu. Dies sei ein „einschneidendes Erlebnis“. Kündigungen solle es aber nicht geben, betonte er und verwies auf „zahlreiche offene Stellen im Unternehmen“ der Deutschen Messe.

          In den vergangenen Jahren war die Besucherzahl der Cebit deutlich zurückgegangen. In diesem Jahr hatten die Organisatoren der Deutschen Messe AG versucht, die Cebit als „Europas führendes Digital-Event“ neu zu positionieren. Insgesamt lockte die Cebit in neuem Gewand aber nur 120.000 Menschen aufs Messegelände –  noch einmal deutlich weniger als 2017 mit 200.000 Besuchern. Im Sommer hatten die Cebit-Macher noch ein positives Fazit für ihr neues Konzept gezogen. Erstmals war die Messe nach Jahren rückläufiger Zahlen in runderneuertem Gewand mit Festival-Charakter an den Start gegangen.

          Früher bis zu 800.000 Besucher

          Messe-Vorstand Oliver Frese sagte damals, alle Ziele seien erreicht worden. Die Cebit war einst weltweit die größte Messe ihrer Art. Zu besten Zeiten um die Jahrtausendwende hatte die Veranstaltung bis zu 800.000 Besucher gezählt, dann ging die Kurve kontinuierlich nach unten. Die alte und neue Cebit seien nicht zu vergleichen, betonte Frese Mitte Juni. Aussteller und Partner seien allesamt zufrieden gewesen.

          In wirtschaftlichen Zahlen spiegelte sich diese Begeisterung allerdings nicht unbedingt wider. Erstmals hatte die Cebit im laufenden Jahr im Sommermonat Juni statt im Schneeregen des März stattgefunden. Roboter und autonome Fahrzeuge wurden präsentiert, der Software-Konzern SAP steuerte mit einem Riesenrad zur lockeren Atmosphäre bei – und spendierte der Messe ein neues Wahrzeichen. „Wir wollen die Leitveranstaltung für die digitale Transformation sein und auch jüngere Zielgruppen anziehen“, hatte Frese kurz vor Messebeginn noch erklärt.

          Große Messe-Kunden wie Hewlett Packard Enterprise, Vodafone und Salesforce unterstützten den Angaben zufolge das neue Messe-Konzept. Microsoft dagegen hatte in diesem Jahr auf eine Cebit-Präsenz verzichtet. Aus Sicht des Bitkom, der auch im Beirat der Messe sitzt, wurden die Erwartungen sogar übertroffen. Der Digitalverband habe seine kleinen und großen Mitgliedsunternehmen befragt, die „durch die Bank sehr zufrieden“ seien, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder unlängst.

          „Die deutsche Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren immer wieder über die thematische Überschneidung von Hannover Messe und Cebit diskutiert“, erklärte Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe. „Wir werden daher die Themen überführen, die inhaltlich zur klaren Ausrichtung der Hannover Messe passen.“ In den kommenden Wochen werde zudem intensiv mit dem Digital-Markt geprüft, welche Themen „Potenzial für fokussierte Fachmessen aufweisen“.

          Als „Schlag ins Kontor“ hat der Verband der niedersächsischen Metallarbeitgeber (Niedersachsenmetall) das Aus Cebit genannt. Auch der Branchenverband Bitkom bedauerte die Einstellung der Cebit als eigenständige Messe, 32 Jahre nach ihrer Erstauflage. „Unabhängig von der positiven Resonanz, die das neue Konzept fand, muss es sich natürlich auch für den Veranstalter rechnen“, betonte Bitkom-Präsident Achim Berg. Markt und Messelandschaft hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. „Das ist ein Schlag ins Kontor für den Messestandort Hannover und damit für den gesamten Wirtschaftsstandort Niedersachsen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, Volker Schmidt und betonte: „Die Cebit war für drei Jahrzehnte ein echtes Aushängeschild und hat maßgeblich zum Renommee der gesamten deutschen Informations- und Kommunikations-Wirtschaft beigetragen.“

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