Binance : Sorgen um die größte Kryptobörse der Welt
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Unter Druck: Changpeng Zhao, Chef der Kryptobörse Binance Bild: Reuters
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars will die Arbeit mit Binance ruhen lassen. Kunden der weltgrößten Kryptobörse sind verunsichert.
Nach dem spektakulären Untergang von FTX sind Anleger und Kunden zunehmend besorgt über die Stabilität der größten Handelsplattform für Kryptowährungen, Binance. Das Unternehmen teilte am Freitag mit, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars die Arbeit mit Binance und anderen Kunden der Kryptobranche ruhen lässt. Mazars selbst bestätigte die Mitteilung zunächst nicht.
Die Wirtschaftsprüfer waren mit der Begutachtung betraut, ob die Finanzreserven reichten, die Schulden zu decken. Am Mittwoch hatte ein Mazars-Report noch belegt, dass Bitcoin-Reserven sogar leicht „überbesichert“ waren: „Leute können 100 Prozent ihrer Vermögenswerte abziehen, die sie bei Binance haben. Wir haben damit zu keinem Zeitpunkt ein Problem“, sagte Binance-Chef Changpeng „CZ“ Zhao in einem Interview mit dem Wirtschaftssender CNBC.
Nach dem Kollaps von FTX, der zweitgrößten Kryptohandelsplattform der Welt des inzwischen inhaftierten Unternehmers Sam Bankman-Fried, hatten andere Kryptobörsen versucht, Zweifel an ihrer Finanzkraft und Liquidität durch mehr Transparenz zu zerstreuen, und unabhängige Prüfer wie Mazars beauftragt. Die Werte der nach Marktkapitalisierung führenden Kryptowährungen Bitcoin und Ether gaben um 2 beziehungsweise mehr als 4 Prozent nach, als die Mazars-Nachricht die Runde machte.
Tägliche Abflüsse von 250 Millionen Dollar
Verunsicherte Kunden ziehen seit einigen Wochen ihre Kryptowährungen von den Handelsplattformen ab. Binance allein war mit täglichen Abflüssen im Gegenwert von durchschnittlich 250 Millionen Dollar konfrontiert bei geschätzten Reserven im Gegenwert von 60 Milliarden Dollar. Am vergangenen Dienstag allein hatten Kunden den Wert von mehr als einer Milliarde Dollar abgezogen. Ihre Sorgen hatten sich verstärkt, nach einem unbestätigten Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vom vergangenen Montag, dem zufolge amerikanische Staatsanwälte gegen Binance wegen des Verdachts der Beihilfe zur Geldwäsche und der Umgehung von US-Sanktionen ermitteln.
Die Motive für den Rückzug von Mazars, über den Medien übereinstimmend berichten, sind unklar. Bis vor Kurzem waren die „Proof of Reserve“-Berichte sogar öffentlich einsehbar. Allerdings gibt es auch Zweifel an der Aussagekraft solcher Berichte. Francine McKenna, Professorin für Buchführung an der Wharton School, sagte dem Fachmedium Coindesk, es handele sich nicht um ein offizielles Audit, die Prüfer hätten keinen unabhängigen Einblick in Bankkonten.
Binance spielte eine Rolle beim Zusammenbruch von FTX. Es prüfte einen Notkauf, sagte ihn aber nach kurzer Prüfung ab und besiegelte damit das endliche Aus von FTX. Die Kryptobranche gerät generell unter Druck, weil Investoren offenbar weniger Neigung zu riskanten Anlagen verspüren, seit die Federal Reserve die Leitzinsen noch hievt. Sichere Anleihen bescheren inzwischen eine Rendite von mehr als 4 Prozent, für solide Unternehmensanleihen knapp 6 Prozent. Seit März, als die Fed die Straffung der Geldpolitik einleitete, hat Bitcoin fast zwei Drittel seines Wertes eingebüßt.