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Zuckerberg gibt bekannt : Aus Facebook wird „Meta“

So stellt Zuckerberg sich das Metaversum vor. Bild: EPA

Inmitten der Whistleblower-Affäre benennt Mark Zuckerberg sein Unternehmen um. Der bisherige Name sei zwar eine „Ikone“, aber nicht mehr zeitgemäß. Und der neue Name? Steht für eine ambitionierte Vision.

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          Seit Tagen wird über eine mögliche Umbenennung von Facebook spekuliert, nun ist es offiziell: Der amerikanische Internetgigant wird künftig „Meta“ heißen. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende Mark Zuckerberg am Donnerstag auf der hauseigenen virtuellen Konferenz „Connect“ an.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          Mit dem Namen knüpft er sein Unternehmen eng an die zuletzt zunehmend von ihm propagierte Strategie für ein „Metaverse“ oder „Metaversum“, einen virtuellen Raum, den er als „nächste Generation des Internet“ und „Nachfolger des mobilen Internet“ beschreibt – und das „nächste Kapitel“ für sein Unternehmen. Der neue Name soll diese Ausrichtung widerspiegeln.

          Die Umbenennung kommt einer Degradierung des Namens Facebook gleich und sorgt dafür, dass der Dienst, der die Wurzel des Unternehmens ist, nur noch eines von vielen verschiedenen Produkten sein wird, neben Plattformen wie Instagram und Whatsapp.

          „Metaversum zuerst, nicht Facebook zuerst“

          Zuckerberg sagte, er habe viel über die Identität seines Konzerns nachgedacht. Facebook sei zwar eines der meistgenutzten Produkte „in der Geschichte der Welt“ und eine „Ikone“, der Name spiegele aber immer weniger die Breite des Unternehmens wider. „Unsere Marke ist so eng an ein einzelnes Produkt geknüpft, dass sie unmöglich alles repräsentieren kann, das wir heute machen, geschweige denn in der Zukunft.“ Es sei deshalb Zeit, sich eine neuen Markenauftritt zu geben. Künftig werde das Unternehmen „Metaversum zuerst, nicht Facebook zuerst“ sein.

          Ein Mark-Zuckerberg-Avatar tummelt sich in virtueller Umgebung. Bilderstrecke
          Metaversum : Die neue Welt des Mark Zuckerberg

          Mit der Namensänderung ist auch ein neues Logo verbunden, das an das Unendlich-Symbol erinnert. Ob es auch andere strukturelle Änderungen geben soll, ließ Zuckerberg zunächst offen.

          Mit der neuen Identität legt Facebook den Namen ab, der mit vielen Kontroversen rund um das Unternehmen verbunden ist. Und der Konzern tut dies in einer besonders turbulenten Zeit. Er kam zuletzt durch Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen unter Druck, einer früheren Mitarbeiterin, die ihm vorhält, er tue zu wenig gegen den von seinen Plattformen angerichteten Schaden, obwohl er sich deren Risiken wohl bewusst sei. Haugen hat diese Vorwürfe mit tausenden von internen Dokumenten unterfüttert, die Gegenstand für eine ganze Serie von Enthüllungsgeschichten geworden sind. Die Whistleblower-Affäre schlägt global hohe Wellen, Haugen ist vor dem amerikanischen Kongress und in dieser Woche auch vor dem britischen Parlament aufgetreten.

          Facebook und Zuckerberg haben sich gegen die Anschuldigungen verteidigt. Der Vorstandschef sprach erst vor wenigen Tagen von einer „koordinierten Anstrengung“, ein „falsches Bild“ von seinem Unternehmen zu zeichnen. Kein anderes Unternehmen bekämpfe schädliche Inhalte so „effektiv“ wie Facebook.

          Auf der Veranstaltung am Donnerstag sprach er die Kontroversen nicht direkt an, sondern versuchte, seine Vision für das Metaversum aufzuzeigen. Es war nur als mögliche Anspielung auf die Negativschlagzeilen zu sehen, als er sagte: „Ich weiß, dass viele Leute sagen werden, dies ist nicht die Zeit, um sich auf die Zukunft zu fokussieren, und ich gebe zu, es gibt wichtige Dinge, an denen es in der Gegenwart zu arbeiten gilt.“

          Interaktion über Gesten und Gedanken?

          Das Metaversum beschrieb Zuckerberg als virtuellen Raum, in dem sich Nutzer das Internet nicht nur von außen ansehen, sondern ein Teil davon werden. Das sollen Technologien rund um virtuelle Realität („Virtual Reality“) und erweiterte Realität („Augmented Reality“) ermöglichen, an denen Facebook auch arbeitet. Die Interaktion mit dieser Welt soll nicht nur über das Tippen auf einer Tastatur möglich sein, sondern auch über Gesten, Sprache und sogar Gedanken.

          Im Metaversum sollen sich zum Beispiel Videospiele so anfühlen, als ob alle Mitspieler sich am gleichen Ort befinden und nicht nur ein Computer bedient wird. Facebook zeigte Beispiele von Menschen, die Schach und Tischtennis von unterschiedlichen Orten der Welt aus miteinander spielen. Ein ähnlicher Effekt soll beim Sport in der Gruppe möglich sein, zum Beispiel bei Kursen auf Fitnessfahrrädern. Zuckerberg zeigte sich auch selbst beim Fechten mit einer virtuellen Gegnerin.

          Auf vergleichbare Weise soll das Metaversum auch im Arbeitsleben zum Einsatz kommen und zum Beispiel bei Besprechungen das Gefühl vermitteln, als ob alle Teilnehmer in einem Raum sind und nicht nur in einem Raster auf einem Bildschirm wie bei Zoom-Konferenzen. Das wird nach Zuckerbergs Beschreibung vor allem in einer hybriden Arbeitswelt von Nutzen sein, in der manche Mitglieder eines Teams vor Ort im Büro sind und andere nicht.

          Zuckerberg beschreibt das Metaversum als sehr langfristiges Projekt, das noch in seinen Anfängen stecke und nicht nur von Facebook vorangetrieben werde. Tatsächlich propagieren auch viele andere prominente Technologieunternehmen das Konzept, etwa der Softwarekonzern Microsoft, der Halbleiterspezialist Nvidia oder der Videospielehersteller Epic Games („Fortnite“). Zuckerberg stellt sich vor, dass es ein ganzes Ökosystem von Anwendungen für das Metaversum geben wird, ähnlich wie Apps für Smartphones. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts solle über das Metaversum Onlinehandel im Wert von mehreren hundert Milliarden Dollar ermöglicht werden. Bis dahin solle das Metaversum eine Milliarde Menschen erreichen.

          Für Facebook wird das Metaversum nach Zuckerbergs Einschätzung auf Jahre hinaus noch keine Gewinne liefern. Das Unternehmen rechnet damit, dass die Investitionen auf diesem Gebiet den Betriebsgewinn im laufenden Jahr um zehn Milliarden Dollar schmälern werden. Es hat kürzlich angekündigt, 10.000 Stellen in Europa zu schaffen, um seine Metaversum-Strategie voranzutreiben.

          Der künftige Meta-Konzern hat schon jetzt einige Produkte, die den Weg in diese neue Welt ebnen sollen. Dazu gehört Hardware wie VR-Brillen von Facebooks Marke Oculus, am Donnerstag wurde eine weitere solche Brille mit dem Namen „Cambria“ vorgestellt. Unlängst brachte Facebook auch zusammen mit der Brillenmarke Ray-Ban eine Digitalbrille heraus. Sie soll ein Vorläufer für Brillen mit „Augmented Reality“-Funktionen sein. Facebook arbeitet auch an Software für das Metaversum, beispielsweise die VR-Plattform „Horizon Worlds“, die bisher als Beta-Version für eine begrenzte Zahl an Testern verfügbar ist. Kürzlich stellte Facebook auch den Dienst „Horizon Workrooms“ für virtuelle Besprechungen mit VR-Brillen vor.

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