Apple wird zur Bank
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Bald auch mit Ratenzahlfunktion: der Bezahldienst Apple Pay Bild: dpa
„Jetzt kaufen, später bezahlen“-Angebote gibt es viele. Doch die meisten kommen von Banken. Apple dagegen will sein Angebot in Eigenregie bereitstellen. Die notwendigen Lizenzen dafür habe man.
Im Supermarkt, Elektronikmarkt oder im Internet einkaufen, aber nicht sofort bezahlen, sondern die Einkauf in vier Raten über sechs Wochen abstottern – „buy now, pay later“-Angebote wie dieses gibt es viele. Bislang stand dahinter jedoch beinahe immer eine Bank oder ein Zahlungsdienstleister: Klarna, Paypal oder Afterpay sind Beispiele dafür. Nun tritt erstmals ein Tech-Konzern selbst in das Geschäft mit Ratenzahlungen ein.
Apple hat am Montag auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC mitgeteilt, den eigenen Bezahldienst Apple Pay um eine entsprechende Ratenzahlfunktion zu erweitern. In der Nacht zu Donnerstag stellte der iPhone-Konzern dann klar: Das Angebot wird aus eigener Tasche finanziert und von einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft abgewickelt: Apple Financing LLC. Ohne Bank und ohne Zahlungsdienstleister dazwischen.
Zinsen oder Gebühren für die Darlehen müssen die Kunden, wie bei anderen Anbietern auch, nicht zahlen. Die Apple-Tochtergesellschaft soll die Bonität der Kunden überprüfen und auf dieser Basis die Kredite vergeben. Das Unternehmen verfüge über die notwendigen staatlichen Kreditlizenzen, um die Funktion anbieten zu können, teilte Apple der Nachrichtenagentur Bloomberg mit. Es operiere dabei getrennt vom Hauptunternehmen Apple.
Apple nutzt seinen Plattformvorteil
Mit diesem Schritt übernimmt Apple zum ersten Mal Finanzaufgaben wie Kredite, Risikomanagement und Bonitätsprüfungen. Für ein Unternehmen, das mit dem Verkauf von Computern begonnen hat, ist dies eine bedeutende Veränderung. Seine bisherigen Partner dafür bleiben an Bord, ihre Rolle verkleinert sich aber.
Apple hat sich mit Mastercard zusammengetan und nutzt für Pay Later eine von dem Kreditkartenunternehmen bereitgestellte Ratenzahl-Lösung. Die US-Großbank Goldman Sachs, Aussteller der bestehenden Apple-Kreditkarte, gibt die Kredite technisch heraus und steht auch hinter der Mastercard-Zahlungsberechtigung. Apple Financing verfügt nicht über eine eigene Banklizenz. Apple nutzt aber nicht Goldmans Bonitätsprüfung und auch das verliehene Geld stammt von Apple selbst.
Mit dem Angebot eines eigenen Ratenzahldienstes greift Apple die eingangs genannten Mitbewerber frontal an. Der Tech-Konzern könnte dabei gute Chancen haben, ihnen signifikante Marktanteile abzunehmen, da Apple Pay auf allen iPhones, Macs und auch allen anderen Computern mit Apples Safari-Browsern vorinstalliert ist.
Apple nutzt dabei abermals – wie schon bei seinem Einstieg in die Verbreitung von Nachrichten mit Apple News, ins Streaming von Filmen und Serien mit Apple TV+ und ins Streaming von Musik mit Apple Music – seinen Plattformvorteil aus: Da der Konzern die Geräte herstellt, mit denen Nutzer auf Dienste und Inhalte zugreifen, kann es seine eigenen Alternativen zu Nachrichtenseiten, Netflix und Spotify gut positionieren.
Wie der Finanzdienst Bloomberg weiter berichtet, arbeitet Apple schon seit einiger Zeit in einer geheimgehaltenen Initiative namens „Breakout“ daran, mehr Finanzdienstleistungen selbst anzubieten und sich damit von den Diensten seiner bisherigen Partner unabhängiger zu machen. Neben der Übernahme von Kreditvergabe, Bonitätsprüfung und der Entscheidung über Kredite arbeitet Apple demnach an einem eigenen Zahlungsabwicklungs-Mechnismus. Außerdem arbeitet das Unternehmen an neuen Kundendienstfunktionen, Betrugsanalysen, Tools zur Berechnung von Zinsen und Prämien für andere Dienstleistungen.