https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/amazon-erhoeht-preise-fuer-seinen-musik-streaming-dienst-18616140.html

Nächster Dienst erhöht Preise : Amazon macht Musik-Streaming teurer

Taylor Swift beim Prime Day-Konzert von Amazon Music im Juli 2019 Bild: dpa

Nutzer des Musikdienstes zahlen künftig 10,99 Euro im Monat statt 9,99. Überraschend kommt der Schritt von Amazon nicht – und auch Spotify dürfte wohl in naher Zukunft reagieren.

          3 Min.

          Wer nicht Teil des Prime-Programms des Online-Händlers Amazon ist, zahlt künftig mehr für den Musikstreaming-Dienst des Tech-Riesen. Wie Amazon am Donnerstag in einer Mail an Abonnenten und auf seinen Seiten mitteilte, kostet das Einzel-Abonnement statt bislang monatlich 9,99 Euro ab dem 21. Februar 10,99 Euro. Der Familientarif für bis zu sechs Nutzer verteuert sich von 14,99 Euro auf 16,99 Euro. Der Studententarif erhöht sich von 4,99 Euro auf 5,99 Euro. Preiserhöhungen erfolgen auch in Großbritannien, den USA, dem weltgrößten Musikmarkt, in Japan und in Kanada.

          Benjamin Fischer
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Der Schritt folgt rund drei Monate nach einer entsprechenden Preiserhöhung von Apple Music. Anfang 2022 hatte der kleinere französische Dienst Deezer die Preise in dieser Höhe angepasst. Schon zuvor hatte es verschiedenste Preiserhöhungen im Musik-Streaming gegeben, gerade Marktführer Spotify war hier in den vergangenen Monaten recht aktiv. Diese betrafen aber fast ausschließlich Kombi-Tarife und nicht die großen Märkte.

          Der symbolträchtige Preispunkt 9,99 Euro, Dollar oder Pfund war seit dem Start des Streaming-Angebots vor mehr als 10 Jahren stets unangetastet geblieben. Als Gründe hierfür werden die harte Konkurrenz und das größtenteils gleiche Musik-Angebot der Dienste angeführt.

          Amazon reagiert auf Apple – und Spotify?

          Nachdem sich Apple als erster der großen globalen Dienste im Oktober vergangenen Jahres von den 9,99 Euro verabschiedet hatte, ist es laut Branchenbeobachtern aber nur eine Frage der Zeit, dass die Konkurrenz sukzessive nachzieht. Die Preise von Marktführer Spotify sowie von Youtube Music verharren bislang noch auf dem alten Niveau in den großen Märkten. Sowohl Amazon als auch Apple und Deezer bieten im Rahmen ihrer Abos auch ohne den einst üblichen Preisaufschlag HiFi-Qualität.

          Eine Reaktion von Spotify könnte derweil schon kurz bevorstehen. Chef Daniel Ek erklärte kurz nach Apples Schritt im Gespräch mit Investoren im Zuge der Vorlage der Quartalszahlen, man habe zuletzt in zahlreichen Märkten Preiserhöhungen umgesetzt. Eine Erhöhung, insbesondere in den USA, wolle Spotify gerne umsetzen und werde dies nun mit den Partnern in der Musikindustrie besprechen. Mit Blick auf das nächste Jahr sei er dahingehend zuversichtlich. Wenn Konkurrenten die Preise erhöhten, komme dies Spotify generell entgegen, da man selbst unter anderem die niedrigste Absprungrate unter Abonnenten habe und im Vergleich wahrscheinlich dann besser abschneide. Die Schweden legen am 31. Januar die Zahlen für das vierte Quartal 2022 vor.

          Rufe nach Preiserhöhungen gab es aus der Musikindustrie in der Vergangenheit immer wieder, mit dem Argument, dass das Angebot der Dienste stetig gewachsen und die Preise für den permanenten Zugriff auf Abermillionen Songs ohnehin sehr günstig sei. Alle Dienste zahlen rund zwei Drittel ihrer Umsätze an die Rechteinhaber der auf ihren Plattformen verfügbaren Songs aus. Insgesamt etwa 80 Prozent der Ausschüttungen fallen grundsätzlich betrachtet auf die Aufnahme ab, gehen also an Labels, Vertriebe und Interpreten. Die übrigen 20 Prozent erhält die Autorenseite mit Verlagen, Songwritern und Komponisten.

          Abstand zu Spotify

          Amazon zählt mehr als 200 Millionen Prime-Abonnenten. Für diese hatte der Konzern zuletzt im Juli den monatlichen Preis für das Musikabo von 7,99 auf 8,99 Euro erhöht. Anfang November erweiterte Amazon zudem das kostenfrei im Prime-Dienst erhältliche Musik-Angebot. Hier können seitdem ohne Werbung alle rund 100 Millionen aus dem Amazon Music-Angebot sowie eine Reihe von Podcasts gehört werden. Allerdings abgesehen von bis zu 1550 Song starken Playlisten pro Nutzer ausschließlich im Shuffle-Modus.

          Was die Abonnenten-Zahlen angeht, geben sich Amazon und Apple seit geraumer Zeit zugeknöpft. Die Musikdienste der Konzerne sind Teil des Gesamtportfolios an Diensten. Zuletzt erklärte Amazon Anfang 2020 rund 55 Millionen Musik-Nutzer zu haben – das Gratis-Prime-Angebot hinzugerechnet. Bei Apple waren es im Juni 2019 „mehr als 60 Millionen“ Abonnenten. Youtube vermeldete Mitte November 2022 mehr als 80 Millionen Abonnenten, Youtube Music und Youtube Premium zusammengenommen. Marktführer Spotify kommt Stand Ende des Ende des vergangenen Quartals auf 195 Millionen zahlende Nutzer.

          Dem britischen Analysehauses Midia Research zufolge, zählte Apple Music zählte zum Halbjahr 2022 84,7 Millionen Abonnenten und Amazon 82,2 Millionen. Spotify zählte nach dem zweiten Quartal 2022 182 Millionen Abonnenten.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.