
Diesel-Klagen gegen Daimler : Gelobtes Land
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Im Frühjahr Volkswagen, letzte Woche Marriott, nun auch Daimler: Immer mehr Verbraucher klagen vor englischen Gerichten gegen Unternehmen. Bild: Reuters
Im Abgas-Skandal drohen Daimler Massenklagen in Großbritannien. Dort finden Kläger erfahrene Anwälte, Prozessfinanzierer und eine verbraucherfreundliche Justiz vor. Ist das nach dem Brexit ein Wettbewerbsvorteil für die Briten?
Wer sich schnell Feinde machen will, muss Großbritannien nur als den 51. Bundesstaat von Amerika bezeichnen. Doch der aus der Popkultur entliehene Begriff ergibt durchaus Sinn, wenn man sich das Instrument der Gruppenklage und den darum entstandenen Industriezweig in beiden Ländern anschaut.
Schon 2015 haben sich die Briten mit dem „Consumer Right Act“ nah am amerikanischen Vorbild orientiert. Im ganzen Land werben Prozesskanzleien um die Gunst verärgerter und enttäuschter Kunden. Geld für die Maschinerie ist genug da. Es herrscht ein starker Wettbewerb unter Prozessfinanzierern und mangels Fremdkapitalverbot (wie in Deutschland) können Investoren das Geschäft von Anwälten fleißig bezuschussen. Kein anderes Land in Europa bietet Massenklagen ein solches wachstumsfreudiges Umfeld.
Nach dem Brexit mehren sich Anzeichen dafür, dass die englischen Anwälte mit den Argumenten nicht nur um Kunden im Inland buhlen, sondern auch bei ausländischen Klägern punkten wollen. Warum sollten in naher Zukunft nicht davon auch Italiener, Franzosen und Deutsche profitieren und für Honorare und Gerichtsgebühren in England zahlen? Das Szenario dürfte London jedenfalls gut gefallen.