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Trotz Rückgangs : Die Inflation ist noch nicht besiegt

Am Ende steht die Rechnung: Eine Supermarktbesucherin bezahlt ihre Einkäufe. Bild: Picture Alliance

Die deutlich gefallenen Energiepreise sorgen dafür, dass sich die Preissteigerung in Deutschland etwas abmildert. Das ist eine gute Nachricht – doch es bleiben Herausforderungen. Vor allem für die Geldpolitik.

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          Im März hat in Deutschland die Inflationsrate nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamts 7,4 Prozent betragen nach je­weils 8,7 Prozent im Januar und im Februar. In Spanien stellt sich die Inflationsrate sogar nur noch auf 3,3 Prozent; das ist der niedrigste Stand seit dem Sommer 2021. Den we­sentlichen Grund für den Rückgang bildet ein von den Fachleuten erwarteter sogenannter Basiseffekt, der sich in den kommenden Monaten fortsetzen sollte.

          Die Energiepreise waren nach dem Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im März vergangenen Jahres sehr stark ge­stiegen. Diese Entwicklung hat sich wieder umgekehrt. Es ist daher vor allem die Energie, die jetzt die Inflationsrate in Europa fallen lässt.

          Der Geldpolitik stehen in­tensive Debatten bevor

          Das ist eine gute Nachricht, aber sie bedarf der Relativierung. Die Preise für Energie wie für Nahrungsmittel schwanken häufig stark, ohne dass sich diese Preisveränderungen mit der Geldpolitik erklären ließen.

          Daher berechnen Ökonomen auch eine sogenannte Kern-Inflationsrate, die Energie und Nahrungsmittel nicht berücksichtigt, aber dafür stärker zeigt, wie es um die Wirkung der Geldpolitik auf die Inflationsrate steht. Die Kernraten bleiben mit 5,9 Prozent in Deutschland und 7,5 Prozent in Spanien weiterhin viel zu hoch – und nach Ansicht zahlreicher Ökonomen werden sie so rasch nicht deutlich sinken.

          Damit stehen der Geldpolitik in­tensive Debatten bevor. Die Vertreter einer allmählichen Abkehr von der Politik der Leitzinserhöhungen werden den Rückgang der Inflationsrate ebenso als Argument anführen wie die Gefahr neuer Sorgen um die Banken, auch wenn sich die Finanzmärkte in den vergangenen Tagen beruhigt haben.

          Die Anhänger einer Fortsetzung der Zinserhöhungen werden die hartnäckig hohe Kerninflation als Grund anführen, um mit einer straffen Geldpolitik weiter gegen die Geldentwertung vorzugehen.

          Auch weil die Unsicherheit in der Welt von vielen Menschen als ungewöhnlich hoch wahrgenommen wird, sollten die Zentralbanken mit einer stabilitätsorientierten Geldpolitik unbeirrt die Voraussetzungen schaffen, in ih­rem Zuständigkeitsgebiet für mehr Sicherheit zu sorgen.

          Gerald Braunberger
          Herausgeber.

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