
Deutsche Bank : Risikomanager Sewing
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Christian Sewing Bild: AFP
Die Deutsche Bank hat sich zurückgekämpft. Jetzt braucht sie eine neue Strategie.
Es liegt an uns“, sagte der Deutsche Bank-Vorstandsvorsitzende auf die Frage, was denn womöglich die größten Risiken für die Bank sein könnten. Christian Sewing muss es wissen. Er hat in der Bank als Risikomanager Karriere gemacht und es damit 2018 an die Spitze der größten deutschen Bank gebracht. „Es liegt einzig an uns“, sagte Sewing, weiter mit Disziplin und Stabilität daran zu arbeiten, dass die Bank es nachhaltig von der Abwärts- in die Aufwärtsspirale schafft.
Sewing weiß, wovon er spricht. Er ist seit Jahrzehnten in der Bank, hat ihren Aufstieg und Niedergang mitansehen müssen. Die Deutsche Bank war dabei, das zu verspielen, was bis heute das Kernkapital von Banken ist: Das Vertrauen ihrer Kunden. Boni-Exzesse und Betrugsskandale haben der Finanzindustrie und allen voran der Deutschen Bank ein immenses Glaubwürdigkeitsproblem beschert. Stück für Stück hat sich Sewing mit seiner Mannschaft zurückgekämpft. Die nun gezeigten Zahlen sind Ausdruck davon.
Größe ist im Bankgeschäft durchaus ein Wert an sich, aber wenn sich Teile verselbstständigen, wie einst das Investmentbanking, wird das Geschäft unübersichtlich. Investmentbanker-Teams auf den Marktplätzen rund um den Globus haben mit Ansagen aus einer Frankfurter Zentrale nicht viel am Hut. Die Kunden suchen sich Alternativen und wandern ab. Deswegen war es richtig von Sewing, sich nur noch auf Geschäftsbereiche zu konzentrieren, die beherrschbar sind und in denen die Bank erfolgreich arbeiten kann. Das klassische Wildwest-Investmentbanking der 1980er und 1990er Jahre war damit passé.
Das Investmentbanking aber, bei dem deutsche Unternehmen im Ausland in ihren Aktivitäten unterstützt werden, etwa im Geschäft mit Anleihen und Währungen, lohnt sehr wohl. Der Erfolg dieser Sparte spricht für sich und weckt Begehrlichkeiten. Wäre es nicht sinnvoll, diese lukrativen Tätigkeiten auszudehnen und Gewinne mitzunehmen? Der Risikomanager Sewing tritt auf die Bremse. Alte Fehler zu wiederholen und das langsamere, aber nachhaltige Wachstum dem schnellen Erfolg zu opfern, wäre töricht.
Und doch darf Sewing jetzt nicht zögern. Er braucht eine Strategie, die über das Jahr 2022 hinausgeht. Für was wird die Deutsche Bank stehen, wenn die Restrukturierung abgeschlossen ist? Die Ertragspotenziale, die sich für Finanzinstitute rund um das Thema Nachhaltigkeit ergeben, sind gigantisch. Mit den Greenwashing-Vorwürfen gegen die Deutsche Bank-Tochter DWS gibt es allerdings auch einen ersten Vorgeschmack darauf, was für (Reputations-)Risiken bei dem Thema liegen, bei dem noch so viel ungeklärt ist und harte Bewertungsansätze bisher fehlen.
Die Deutsche Bank ist zurück. Um auf der großen internationalen Finanzbühne mitspielen zu können, wird es am Ende vielleicht doch einen Partner brauchen, um die kritische Maße wieder zu erreichen. Bis vor kurzem fehlte jede Phantasie, sich die Bank im Fusionsschauspiel in einer starken Rolle vorstellen zu können. Es liegt an der Deutschen Bank selbst, dieses Zutrauen nicht wieder zu verspielen.