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Neue Daten : Energieverbrauch sinkt, doch die Stromimporte steigen

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Kühltürme eines Braunkohlekraftwerks in Nordrhein-Westfalen Bild: dpa

Haushalte und Unternehmen verbrauchten in der ersten Jahreshälfte weniger Energie und der Anteil erneuerbarer Energien stieg auf mehr als 15 Prozent. Trotzdem kauft Deutschland immer mehr Strom im Ausland.

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          Deutschland hat erstmals seit fünf Jahren in einem Monat wieder mehr Strom ein- als ausgeführt. Im Juni habe unter dem Strich ein leichtes Import-Plus gestanden, teilte der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) am Dienstag mit. Im gesamten ersten Halbjahr 2019 sei der Export-Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,8 Milliarden Kilowattstunden auf gut 21 Milliarden zurückgegangen.

          Über Jahre hat Deutschland erhebliche Mengen Strom vor allem in die Niederlande exportiert. Hintergrund ist, dass gerade Strom aus Braun- und Steinkohle so billig war, dass er etwa Strom aus niederländischen Gaskraftwerken auf dem Markt verdrängte. Die Folge war allerdings, dass der Ausstoß von Treibhausgas in Deutschland trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien kaum sank.

          Seit der Reform des europäischen Handels mit CO2-Verschmutzungsrechten sind deren Preise allerdings deutlich gestiegen. Die Kraftwerke müssen erheblich mehr für die Rechte ausgeben, was diese zunehmend unwirtschaftlich macht. Gaskraftwerke stoßen weniger CO2 aus und brauchen daher auch weniger Rechte. Zudem wies der BDEW daraufhin, dass der Preis für Erdgas nachgegeben habe.

          Zusammen mit milder Witterung und dem Ausbau der erneuerbaren Energien führte das dazu, dass die Kraftwerke im ersten Halbjahr etwa 15 Prozent weniger CO2 ausgestoßen haben als im Vorjahreszeitraum.

          Die Stromimporte stiegen, obwohl Wirtschaft und private Haushalte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit weniger Energie ausgekommen sind. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum reduzierte sich der Verbrauch von Primärenergie um 1,7 Prozent auf 223 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten, wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen am Dienstag in Berlin nach vorläufigen Berechnungen mitteilte.

          Wäre das Wetter etwas wärmer gewesen, hätte der Rückgang sogar zwei Prozent betragen. Das betrifft die kalten Monate am Jahresanfang.

          Unter den Energieträgern waren wegen günstiger Wetterbedingungen mit viel Wind und Sonne die erneuerbaren Energien der Gewinner. Sie legten um 4,0 Prozent zu und kamen damit auf einen Anteil von 15,2 Prozent im deutschen Energiemix. Stark rückläufig waren dagegen Braunkohle mit minus 18,4 Prozent und Steinkohle mit 15,1 Prozent.

          Das lag unter anderem an dem hohen Beitrag der Erneuerbaren sowie von Erdgas zur Stromerzeugung. Mineralöl und Gas legten leicht zu, Kernenergie blieb stabil. Insgesamt ist die deutsche Energieversorgung zu rund 78 Prozent von den fossilen Energieträgern Öl, Gas und Kohle abhängig.

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