
Gewerkschaften sind nicht selbstkritisch genug
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Kongresse des Deutschen Gewerkschaftbundes sind oft vom Wettstreit der Einzelgewerkschaften geprägt. Bild: dpa
Verdi, IG Metall und Co. wetteifern, wer die teuersten sozialpolitischen Wunschzettel schreibt. In ihrer Weltsicht bedroht deshalb die Bundeswehr den „sozialen Frieden“. Zukunftsfähig ist das nicht.
Natürlich gab es keinen Anlass zu der Erwartung, dass sich die Gewerkschaften ausgerechnet am Maifeiertag in kritischer Selbstreflexion üben würden. Das gilt umso mehr, als der „Tag der Arbeit“ diesmal auf einen Sonntag fiel. Die Teilnehmer mussten für ihre Solidaritätsbekenntnisse eigene Freizeit einsetzen, während ihnen sonst ein arbeitgeberfinanzierter Feiertag zur Verfügung steht. Zumindest die Linkspartei hat die Gerechtigkeitslücke erkannt und verspricht nun einen Nachholfeiertag, um Gewerkschaftern solche Opfer zu ersparen.
Das ist aber nur der oberflächliche Ausdruck einer tieferen Selbstgenügsamkeit, die in der Gewerkschaftsbewegung um sich greift. Sie zeigt sich etwa an der Antwort ihrer Spitzenvertreter auf Putins Krieg gegen die Ukraine, die sich jenseits pflichtgemäßer Floskeln auf behauptete Gefahren für den „sozialen Frieden“ hierzulande konzentriert: Als bedrohlich stufen die Gewerkschaften vor allem das Risiko hoher Ausgaben für die Bundeswehr ein, denn diese könnten die Verwirklichung ihrer sozialpolitischen Forderungskataloge erschweren.
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