Kontaktverfolgung statt Einsatz im Feld: Soldaten des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung werten im Gesundheitsamt Mitte Daten aus. Bild: dpa
Die Politik hat die Zielmarke einer Corona-Inzidenz von 50 gesetzt. Auch, weil sonst die Gesundheitsämter überfordert wären. Doch die Behörden sind längst für höhere Zahlen gerüstet – und wollen nicht länger die Deppen der Pandemie sein.
- -Aktualisiert am
Im Gesundheitsamt Berlin-Mitte geht es zu wie in einer Bundeswehrkaserne. Soldaten stehen rauchend draußen vor der Tür. Drinnen laufen sie die für Malerarbeiten abgeklebten Treppen hoch und runter, immer gut zu erkennen an ihren Uniformen, die sie selbst als Hilfsarbeiter für die regionale Verwaltung nicht ablegen dürfen. „Die Soldaten sind hier überall“, raunt eine Bezirksmitarbeiterin, als sie die erstaunten Blicke der Besucher sieht, und ergänzt dann unbekümmert: „Wir haben uns daran gewöhnt.“
Das Gesundheitsamt als Krisengebiet: Das ist das Bild, das von rund 380 Gesundheitsämtern im Land in der Corona-Krise vorherrscht, spätestens seitdem die Bundeswehr zumindest optisch übernommen hat. Seit Herbst helfen die Soldaten tatkräftig mit bei der Kontaktnachverfolgung, nicht im Feld, sondern in kargen Büros: Sie telefonieren Kontaktpersonen hinterher, füllen Formulare aus. Der Anblick passt zum Bild der überforderten Gesundheitsämter, das die Politik gebetsmühlenartig wiederholt, um die Bevölkerung auch im harten Lockdown bei der Stange zu halten. Aber ist dieses Bild des Kontrollverlustes auch das korrekte Bild?
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo