Deutsch-amerikanische Bindung : Sind wir jetzt keine Freunde mehr?
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Streitbar wie immer: Der amerikanische Präsident Donald Trump Bild: AP
Wie sehr haben wir Amerika bewundert. Jetzt macht Donald Trump mit uns Schluss. Ein Abschiedsgruß.
Er will uns nicht mehr, unsere Produkte nicht und, wenn wir ihn recht verstehen, auch uns nicht. Am Donnerstag hat er Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängt, aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Er machte, was echte Politiker sonst immer vermeiden: Er sprach von einem „Krieg“, noch dazu einem, der „leicht zu gewinnen“ sei. Und er redete nicht bloß über Stahl, er redete über Europa als Ganzes, er drohte gleich mit der nächsten Eskalation.
Donald Trump sagt: „Dann belegen wir ihre Autos mit einer Steuer von 25 Prozent – und glaubt mir, dann machen sie es nicht sehr lange.“ Die Europäische Union sei besonders hart zu den Vereinigten Staaten gewesen, sagt Trump. „Sie machen es fast unmöglich für uns, Geschäfte mit ihnen zu machen, und trotzdem senden sie ihre Autos und alles andere in die Vereinigten Staaten“, sagt Trump weiter. „Die Europäische Union hat uns nicht sehr gut behandelt, und es ist eine sehr, sehr unfaire Situation.“ Am Samstagabend legte er dann noch einmal ganz konkret nach und nahm drohte an, Autos der deutschen Luxuswagenhersteller Daimler und BMW zu besteuern.
Wenn die Lage eskaliert, könnten sich die Vereinigten Staaten am Ende sogar von uns weitgehend abkoppeln. „Die Vereinigten Staaten wären ein ärmeres Land, aber autark“, sagt ein Ökonom schon voraus. Vielleicht ist es sogar das, was Trump will: Sein „America first“ spielt mit der Sehnsucht nach früheren Zeiten, in denen Amerika sich selbst genügte.
Deutsche Hersteller sind Amerikas größte Autoexporteure.
In der Tat: Wenn Amerika weniger mit uns verflochten ist, sinkt für das Land auch der Anreiz, sich in unserem Teil der Welt für Offenheit zu engagieren, im Extremfall auch militärisch. Insofern gibt es durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Handelsstreit und der Debatte um unsere angeblich zu niedrigen Militärausgaben, wenn auch nicht unbedingt unter dem Gesichtspunkt mangelnder Fairness, wie Trump es darstellt.
Immer und immer wieder spricht der Präsident über die Branchen, in denen wir stark sind und die Amerikaner – tatsächlich oder vermeintlich – schwach. So gut wie nie redet er davon, dass die Vereinigten Staaten mehr denn je eine wirtschaftliche Weltmacht sind, und zwar in allen Branchen, denen nach menschlichem Ermessen die Zukunft gehört.
Warum so kleinlaut und defensiv? Wenn Trump seine Botschaften in der Welt verbreitet, bedient er sich dazu nicht deutscher oder europäischer Technologie. Er nutzt dazu ein Smartphone der Firma Apple (zu seinem Bedauern nicht in Amerika hergestellt) und einen Kurznachrichtendienst aus San Francisco. Beides wurde nicht in Berlin ersonnen oder den Vereinigten Staaten von den Europäern aus finsteren Motiven aufgenötigt.
Selbstverständlich greifen auch wir auf die Dienste der amerikanischen Firmen zurück. Ohne Google könnten die meisten von uns wohl gar nicht mehr leben, ohne Facebook viele nur schwer. Amazon ist längst auch bei uns der mit Abstand größte Händler im Netz, auch wenn wir dort, zugegeben, überwiegend europäische Waren bestellen.
Es ist nicht so, dass uns das nicht gelegentlich wurmen würde. Die Monopole, zu denen das Internet oft tendiert, schalten den Wettbewerb aus. Aber noch niemand, der bei Trost ist, hat bei uns gefordert, Google und Co. einfach abzuschalten oder mit hohen Strafen zu belegen. Natürlich sollen sie Steuern zahlen wie andere Firmen auch. Und natürlich überlegen wir, wie wir in der digitalen Ökonomie europäische Firmen nach vorn bringen können. Aber mit besseren Produkten, nicht mit der Abwehr anderer.