Ticketpreise steigen : Der ÖPNV wird teurer
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Auch die Tickets in Berlin werden teurer - trotz 29 Euro Ticket. Bild: dpa
Die positiven Effekte des 9-Euro-Tickets sind verflogen: Wegen der hohen Energiepreise steigen die Preise – und die Nutzer verlieren das Interesse.
Vor Einführung des Deutschlandtickets im Frühjahr erhöhen Verkehrsverbünde noch einmal ihre Ticketpreise. Je nach Region steigen sie zwischen 1,4 Prozent und 8,8 Prozent, wie eine Auswertung der Nachrichtenagentur dpa ergab. Sie hat die Preismaßnahmen von knapp einem Dutzend großer Verkehrsverbünde analysiert. An der Spitze der Preiserhöhungen stand der Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abdeckt. Einzelfahrkarten kosten dann bis zu 1,10 Euro mehr.
Die meisten Verbünde begründen die Maßnahmen mit den deutlich gestiegenen Energiekosten. Manche verweisen aber auch auf die unsichere Einnahmesituation, die auf Verkehrsunternehmen wegen des neuen Deutschlandtickets zukomme, obwohl Bund und Länder zugesichert haben, die Mindereinnahmen mit 3 Milliarden Euro auszugleichen und auch darüber hinausgehende Kosten gemeinsam zu begleichen. Mit 49 Euro im Monat ist es deutlich günstiger als der durchschnittliche Abopreis. Vom Deutschlandticket unberührt bleiben Einzeltickets, Tages- oder Wochenkarten. Diese werden weiterhin regional unterschiedlich angeboten.
Preiserhöhungen mit Ansage
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) in Hessen sowie der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) erhöhen ihre Preise um rund 1,5 Prozent. Auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wird seine Preise um 5,6 Prozent anheben, allerdings erst am 1. April. Interessant dabei: Die Hauptstadt ist schon mit einem eigenen 29-Euro-Ticket vorgeprescht und hat den Preis des Deutschlandtickets von 49 Euro im Monat damit noch einmal deutlich unterboten. Das Ticket ist als Übergang bis zu Einführung des bundesweiten ÖPNV-Tickets gedacht.
Damit vollziehen diese Verkehrsverbünde die Preiserhöhungen nach, die andere Verkehrsverbünde schon direkt im Nachgang zum 9-Euro-Ticket durchgeführt haben. Allerdings kamen die Preiserhöhungen mit Ansage. Schon vor der Einführung warnten die Verkehrsunternehmen vor den steigenden Energie- und Personalkosten und verlangten Ausgleich durch Bund und Länder.
Ebenfalls verflogen sind die positiven Effekte, die das 9-Euro-Ticket auf die Entwicklung der Fahrgastzahlen hatte. Nach den zwei Corona-Jahren 2020 und 2021, in denen die Fahrgastzahlen drastisch eingebrochen sind, haben sich viele Menschen wegen des Billigtickets in den Sommermonaten zwischen Juni und Ende August wieder für den ÖPNV entschieden, wie eine Analyse des Bundesamts für Güterverkehr ergab. Dabei hat vor allem der Schienenverkehr profitiert, also S-Bahnen und Regionalverkehr. Er erlebte in diesen drei Monaten „einen scharfen Anstieg“ um insgesamt 29 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019, das als Referenz zugrunde gelegt wird. Mit Ende des Rabatts fielen die Zahlen jedoch wieder auf das frühere Niveau. Für das gesamte Jahr schätzt das Bundesamt das Minus der Fahrgastzahlen auf 15 Prozent. Ohne das 9-Euro-Ticket hätte es bei 27 Prozent gelegen.