DIHK-Chef warnt : Handelskrieg trifft deutsche Wirtschaft hart
- Aktualisiert am
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Eric Schweitzer Bild: dpa
Die Nachfrage nach Ursprungszeugnissen für Waren sei auf Rekordhöhe: ein „beispielloser finanzieller und bürokratischer Aufwand, der das globale Geschäft immer schwieriger macht“, sagt DIHK-Präsident Schweitzer. Sorge bereitet ihm auch der nahe Brexit.
Der Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China trifft die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hart. Der Handelskrieg verderbe den deutschen Unternehmen vor allem das Exportgeschäft. „Im laufenden Jahr werden wir kaum noch über die Nulllinie beim Exportwachstum kommen, sodass wir gegenüber dem ohnehin schon schwachen Vorjahr für mehr als 30 Milliarden Euro weniger Exportwachstum haben“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der „Welt“.
Deutsche Firmen besorgen sich in Rekordhöhe sogenannte Ursprungszeugnisse für ihre Waren. Damit können Unternehmen belegen, dass die aus Deutschland in die Vereinigten Staaten gelieferten Waren „ihren Ursprung hierzulande oder in einem anderen Drittland haben – und nicht etwa in China“, wie der DIHK erläutert. Die Zahl dieser „Geburtsurkunden“ stieg 2018 auf 1,43 Millionen, wie die „Welt“ unter Berufung auf den DIHK-Außenwirtschaftsreport 2019 berichtet. Die Papiere würden auch bei Lieferungen aus Deutschland nach China genutzt. „Hier kann ein IHK-Ursprungszeugnis den Nachweis liefern, dass die Waren nicht in den Vereinigten Staaten, sondern in Deutschland oder einem anderen Land hergestellt wurden.“
Für deutsche Unternehmen entstehe dadurch ein „beispielloser finanzieller und bürokratischer Aufwand, der das globale Geschäft für deutsche Unternehmen immer schwieriger macht“, sagte Schweitzer der Zeitung. Die in Rekordhöhe nachgefragten Ursprungszeugnisse sollen laut Schweitzer „wie eine Art Anti-Zoll-Pille wirken und vor potentiellen Strafzöllen schützen können“. Ausgestellt werden die Zeugnisse unter anderem von den Industrie- und Handelskammern. Der Trend des vergangenen Jahres hält nach DIHK-Angaben auch 2019 an.
Zollrechtliches Verhältnis wie mit der Mongolei
Gleichzeitig bereitet der nahende EU-Austritt Großbritanniens deutschen Unternehmen immer stärkere Sorgen. Würde der Brexit ohne einen geordneten Übergang abgewickelt, „könnte über Nacht ein zollrechtliches Verhältnis zum Vereinigten Königreich entstehen wie zu Kambodscha oder der Mongolei“, warnte Schweitzer.
In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner ist das Vereinigte Königreich den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2019 mit einem Volumen von 59 Milliarden Euro auf Platz sieben hinter Polen zurückgefallen. Während die deutschen Ausfuhren nach Großbritannien im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um sechs Prozent stiegen, folgte im zweiten Quartal ein Einbruch um 15 Prozent.