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Handelskonflikt mit China : Die Milchmädchenrechnung des Donald Trump

Donald Trump setzt im Handelsstreit mit China weiter auf Konfrontation. Bild: AP

Die Zölle zahlen die Chinesen, die Einnahmen pumpt Donald Trump in Amerikas Wirtschaft – und nebenbei hilft er auch noch den Hungernden der Welt. Es klingt so einfach. Bloß sieht die Realität anders aus.

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          Milchmädchen sind zu ihrem schlechten Ruf auf Grund einer Fabel gekommen. Sie handelt von einer Magd, die eine Kanne Milch zum Markt trägt und sich auf dem Weg ausmalt, was sie mit dem Gewinn aus dem Verkauf machen wird. In ihren Träumen erwirbt sie ein Huhn, verkauft dessen Eier und kann sich aus den Erlösen schließlich eine Kuh und ein Schwein leisten. Da stolpert das Milchmädchen und verschüttet die Milch. Aus ist der Traum vom Wohlstand, die Kalkulation erwies sich als Milchmädchenrechnung.

          Genau so eine Rechnung präsentiert der amerikanische Präsident Donald Trump dem Rest der Welt. Zölle machten sein Land stärker und reicher, twitterte er. Sie seien besser als jedes Handelsabkommen und einfacher durchzusetzen. Man kann in den Mann nicht hineingucken. Daher ist nicht klar, ob er den Unsinn selbst glaubt oder ob er mit seiner Handelsrhetorik sein Fußvolk beschwichtigen und die Handelspartner schockieren will. Weil Trump diesen Unsinn schon Jahrzehnte vor seinem Einzug ins Weiße Haus verbreitet hat, muss man vom Schlimmeren ausgehen.

          Trump wird Belastung für Weltkonjunktur

          Sollte er, wie angedroht, sämtliche Importe aus China mit Zöllen belegen, überträfen die Vereinigten Staaten das Protektionismus-Niveau von Schwellenländern einschließlich China und Indien. Die Europäer wären im Vergleich dazu Waisenknaben. Offenkundig fühlt sich der Präsident bestärkt durch Amerikas sehr gute Konjunkturdaten: Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr, von Inflation keine Spur, die Wirtschaft wächst schneller als in allen anderen Industrieländern. Zudem sinkt nun auch noch Amerikas Handelsbilanzdefizit mit China.

          Trumps Milchmädchenrechnung geht so: Die Zölle zahlen die Chinesen. Die Zolleinnahmen pumpt er in die Wirtschaft der Vereinigten Staaten, und nebenbei hilft er auch noch den Hungernden der Welt. In der Realität zahlen aber amerikanische Importeure die Zölle. Sie versuchen dann, die höheren Kosten auf ihre Kundschaft zu überwälzen. Wenn das gelingt, verteuern sich für amerikanische Konsumenten die Produkte, sie können sich weniger leisten.

          Das drückt auf den Konsum. Amerikanische Unternehmen müssen zudem mit chinesischen Gegenschlägen rechnen, die ihre Absatzchancen verschlechtern. Amerikas Wirtschaft nimmt Schaden, die Zolleinnahmen sind bei weitem kein Ausgleich dafür. Ein kränkelndes Amerika schadet der globalen Wirtschaft. Trump wird zu einer Belastung für die Weltkonjunktur. Das Milchmädchen ist im Vergleich dazu harmlos: Es hatte nur geträumt.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

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