Oettinger besorgt : Amerikanische Zölle auf deutsche Autos rücken näher
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Günther Oettinger, EU-Haushaltskommissar aus Deutschland Bild: EPA
So langsam scheint klar zu sein, dass es bald amerikanische Zölle auf deutsche Autos geben wird. Nur wann sie kommen, ist noch unbekannt. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger spricht nun auch offiziell von „zeitnah“.
Die vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump angedrohten höheren Zölle auf Autoimporte rücken offenbar näher. EU-Kommissar Günther Oettinger geht davon aus, dass die amerikanische Regierung in Kürze Sonderzölle auf Autoimporte erheben könnte. Davon wären vor allem europäische Autobauer betroffen. „Wir haben Sorge, dass das Moratorium nicht hält und es zu Autozöllen kommen kann. Wir können auch nicht ausschließen, dass dies zeitnah passiert“, ließ der deutsche EU-Haushaltskommissar am Donnerstag in Brüssel durch eine Sprecherin mitteilten.
Oettinger aus einer Veranstaltung am Mittwochabend mit den Worten zitiert worden, er erwarte Zölle noch vor Weihnachten. Dies ließ er später durch seine Sprecherin dementieren. Nun ließ er eine offizielle Mitteilung verbreiten, in der er die Sorge äußerte, es könne „zeitnah“ passieren.
Trump nimmt unter dem Eindruck der Pläne von General Motors (GM) zum Abbau Tausender Stellen in Amerika zunehmend die gesamte Autoindustrie ins Visier und verschärft dabei auch den Handelsstreit. Er hatte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Juli zugesagt, auf höhere Auto-Zölle vorläufig zu verzichten und stattdessen über den Abbau von Handelsbarrieren zu verhandeln.
Mehr Autos in Amerika gebaut
Am Mittwoch hatte er jedoch unter Bezug auf die GM-Entscheidung angekündigt, nun Sonderzölle auf die Einfuhr von Fahrzeugen aus dem Ausland zu prüfen. Die Restrukturierung beim größten amerikanischen Autokonzern zeige das Ungleichgewicht im Handel zulasten seines Landes, schrieb Trump auf Twitter. Es würden mehr Autos in den Vereinigten Staaten gebaut, wenn es einen Einfuhrzoll von 25 Prozent gäbe.
Von solchen Abgaben wären in erster Linie deutsche Autohersteller betroffen, die ihre Wagen nach Amerika exportieren. Dies hat Autokonzerne bereits veranlasst, ein größeres Engagement in den Vereinigten Staaten zu signalisieren. So betonte Volkswagen auf der Branchenmesse in Los Angeles Überlegungen, ein zweites Werk in den Vereinigten Staaten zu bauen. Ähnlich hatte sich BMW auf derselben Veranstaltung geäußert.
Die „Wirtschaftswoche“ hatte am Dienstag unter Berufung auf EU-Kreise berichtet, die US-Regierung könnte schon kommende Woche Sonderzölle auf Auto-Importe aus Europa verhängen. Der Untersuchungsbericht des Handelsministeriums liege Trump vor und empfehle einen Zoll von 25 Prozent auf Auto-Importe aus allen Ländern außer Kanada und Mexiko. Ausnahmen seien nicht vorgesehen. Porsche hat für diesen Fall Preiserhöhungen in Amerika angekündigt.
Auch gegenüber China verschärft Trump den Ton
Im Konflikt mit China hat Trump ebenfalls höhere Zölle für importierte Fahrzeuge ins Spiel gebracht. Der Präsident wies seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, entsprechende Schritte zu prüfen, wie dieser am späten Mittwochabend mitteilte. Am Samstag will sich Trump am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping treffen. Je nach Ausgang der Gespräche könnte der Streit eingedämmt werden oder aber weiter eskalieren. Schon im Vorfeld hat Trump seine Rhetorik verschärft. Demnach muss sich die Führung in Peking auf eine Erhöhung bestehender Strafzölle sowie eine Verhängung neuer Abgaben auf zahlreiche heimische Waren einstellen, sollte sie kein Entgegenkommen zeigen.
Trump wirft China unfaire Handelspraktiken auf Kosten amerikanischer Arbeitsplätze sowie den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Nach Darstellung Lighthizers hat sich an dieser Praxis nichts geändert. „Bislang hat China keine Vorschläge für nennenswerte Reformen auf den Tisch gelegt“, erklärte er.
Daher untersucht der amerikanische Handelsbeauftragte nun, wie sein Land speziell auf die neuen chinesischen Autozölle reagieren sollte. Als Reaktion auf amerikanischen Zölle hat die Volksrepublik unter anderem die Abgaben auf Autoeinfuhren aus den Vereinigten Staaten auf 40 Prozent erhöht. Die ihrerseits erheben bislang einen Sonderzoll von 25 Prozent auf Fahrzeuge aus China, zusätzlich zu den zuvor bereits geltenden 2,5 Prozent, und erwägen eine weitere Anhebung.
Trump hat sich auf die Fahnen geschrieben, die heimische Industrie vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen und die Arbeitsplätze zu sichern. Daher ist ihm ein Dorn im Auge, dass der größte amerikanische Autobauer GM bis zu 15.000 Stellen streichen und mehrere Werke in seinem Heimatland schließen will.