Aktienmarkt : Dax steigt auf Zwölf-Monats-Hoch
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Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse: Am Aktienmarkt geht es wieder aufwärts. Bild: Sven Simon
Der deutsche Leitindex erreicht das höchste Niveau seit Ausbruch des Ukrainekriegs. Vor allem die Zahlen von Siemens begeistern die Anleger.
Die Rally an Europas Aktienmärkten hat am Donnerstag Fahrt aufgenommen und den Dax auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten getragen. Beflügelt von einem Kurssprung bei Siemens überwand der deutsche Leitindex die wichtige charttechnische Hürde von 15.500 Zählern mühelos und gewann bis zu 1,5 Prozent auf 15.641 Punkte. Damit stand er so hoch wie zuletzt vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine und ist noch rund 650 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt.
Auch an den übrigen europäischen Börsen zeigten sich die Anleger in Jubellaune: Der Euro Stoxx 50 stieg um 1,5 Prozent auf 4273 Punkte und notierte so hoch wie seit Januar 2022 nicht mehr. Der britische Leitindex FTSE 100 markierte ein Rekordhoch. „Steigende Kurse zwingen die Investoren, die noch nicht oder gar auf der falschen Seite positioniert sind, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, unabhängig von irgendwelchen Indikatoren“, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. „Die gute Stimmung ist ansteckend und fundamentale Rahmenbedingungen treten in den Hintergrund.“
Für Entspannung sorgten die jüngsten Inflationsdaten. Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im Januar mit durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nicht so stark wie erwartet. Ökonomen hatten mit 8,9 Prozent gerechnet. „Für die Geldpolitik bleibt das grundsätzliche Inflationsbild dennoch recht klar: Die Inflation, vor allem die Kernrate, ist weiter viel zu hoch, weshalb die EZB vorerst auf Straffungskurs bleibt“, sagte NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips.
Siemens-Kurs legt um fast 9 Prozent zu
Der Euro kletterte um ein halbes Prozent auf 1,0760 Dollar. Auch Staatsanleihen landeten in den Depots, was die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere um rund sieben Basispunkte auf 2,293 Prozent drückte.
Ein starker Auftakt im ersten Quartal und ein angehobener Ausblick von Siemens trieb die Aktien des Industriekonzerns um 8,6 Prozent auf 152,16 Euro - der höchste Stand seit Mitte Januar 2022. Abgesehen von ein paar Schönheitsfehlern seien Zahlen und Ausblick klar positiv zu sehen, sagte DZ-Bank-Analyst Alexander Hauenstein. „Unsere Schätzungen waren zu konservativ.“ Die Papiere von Siemens Energy zogen um mehr als drei Prozent an.
Großes Gesprächsthema auf dem Börsenparkett waren auch Bayer, nachdem der Konzern am Mittwochabend kurz vor Handelsschluss einen Chefwechsel verkündet hatte: Werner Baumann nimmt vorzeitig seinen Hut, ihm folgt Ex-Roche-Manager William Anderson. Die Bayer-Aktien kletterten zunächst um weitere 5,1 Prozent, nachdem sie am Mittwoch sechs Prozent höher geschlossen hatten.
Der Führungswechsel habe Spekulationen angeheizt, ob der Agrar- und Pharma-Konzern möglicherweise vor einer Aufspaltung stehe, fasste Marktanalyst Frank Sohlleder vom Handelshaus ActivTrades zusammen. Investoren nahmen im Laufe des Vormittags aber Gewinne mit, die Papiere drehten leicht ins Minus.
Übernahmegerüchte um Standard Chartered
In London zogen Standard Chartered um mehr als neun Prozent an. Die Agentur Bloomberg berichtete, dass die First Abu Dhabi Bank ein Barangebot in Höhe von 30 bis 35 Milliarden Dollar für die auf Asien ausgerichtete Bank vorbereitet. Besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen trieben zudem die Aktien von AstraZeneca um mehr als vier Prozent an.
In Zürich ging es für Anteilsscheine der Credit Suisse mehr als fünf Prozent abwärts. Die Schweizer Großbank hat wegen der Kosten für den Konzernumbau und dem schwachen Investmentbanking für das vergangene Jahr das schlechteste Ergebnis seit der Finanzkrise ausgewiesen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 7,3 Milliarden Franken nach einem Minus von 1,7 Milliarden Franken im Vorjahr.