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SNB verteidigt Rettung : „Abwicklung der Credit Suisse hätte eine Finanzkrise auslösen können“

Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Bild: EPA

Die Schweizerische Nationalbank hält die Rettung der Credit Suisse für alternativlos. Deren Abwicklung hätte eine Finanzkrise ausgelöst.

          3 Min.

          Eigentlich wollte Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), seine turnusgemäße Pressekonferenz am Donnerstag wie üb­lich im Hauptsitz am Zürcher Bürkliplatz abhalten. Doch die Credit Suisse machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nachdem die SNB die tief gefallene Großbank am Sonntag im Schulterschluss mit der Schweizer Regierung und der Finanzmarktaufsicht (Finma) in die Arme ihres Erzrivalen UBS geschoben hatte, meldeten sich am Montag so viele Journalisten an, dass die Notenbank den Veranstaltungsort wechseln musste.

          Johannes Ritter
          Korrespondent für Politik und Wirtschaft in der Schweiz.

          Die Wahl fiel auf das Luxushotel „Baur au Lac“, nur einen Steinwurf entfernt. Das noble Haus erlangte einst weit über die Schweizer Grenzen hinaus unlieb­same Berühmtheit: Ende Mai 2015 holte die Polizei dort in aller Herrgottsfrühe sieben mutmaßlich korrupte FIFA-Funktionäre aus ihren Betten und nahm sie fest. Diese Anekdote passt insofern zum aktuellen Geschehen, als sich später herausstellte, dass die Credit Suisse in­direkt in den FIFA-Korruptionsskandal verwickelt war.

          Selbstverschuldeter Niedergang

          Sie war verdächtigen Geldströmen von Kunden aus dem Um­feld des Weltfußballverbands über viele Jahre hinweg nicht oder nicht ausreichend nachgegangen. Dieses Fehlverhalten stand und steht exemplarisch für den selbst verschuldeten Niedergang der systemrelevanten Bank, die nun mit milliardenschwerer öffentlicher Hilfe gerettet wird und 167 Jahre nach ihrer Gründung in der UBS aufgeht. Für die Schweiz ist dies eine historische Zäsur.

          Folglich standen Rettung und Ende der Credit Suisse auf der Pressekonferenz klar im Vordergrund. Der in diesen Tagen stark geforderte Notenbankpräsident be­kam kaum eine Frage zur Entscheidung der SNB gestellt, den Leitzins in der Schweiz um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent zu erhöhen. Vielmehr musste sich der habilitierte Ökonom, der vor 15 Jahren – damals noch in seiner Rolle als SNB-Vizepräsident – auch an der Rettung der UBS beteiligt war, kritische Fragen zur Auffanglösung für die Credit Suisse anhören.

          Der 60 Jahre alte, wie immer bedächtige und ernste Notenbankchef stellte das Rettungsmanöver als alternativlos dar: „Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und für die Schweizer Wirtschaft gehabt. Dies zu riskieren wäre verantwortungslos ge­wesen.“

          Jordan sah keinen Druck aus dem Ausland

          Die von den Verwerfungen im amerikanischen Bankenmarkt ausgehende internationale Vertrauenskrise habe am Mittwoch vergangener Woche unmittelbare Auswirkungen auf die Liqui­ditätssituation der Credit Suisse gehabt. Die daraufhin von der SNB gewährte Li­quiditätshilfe von 50 Milliarden Franken habe die nötige Zeit verschafft, um eine Lösung zur Wahrung der Finanzstabilität zu finden. „Diese Lösung musste unter hohem Zeitdruck erarbeitet werden, um vor Marktöffnung in Asien in dieser Wo­che bereit zu sein.“

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