SNB verteidigt Rettung : „Abwicklung der Credit Suisse hätte eine Finanzkrise auslösen können“
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Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Bild: EPA
Die Schweizerische Nationalbank hält die Rettung der Credit Suisse für alternativlos. Deren Abwicklung hätte eine Finanzkrise ausgelöst.
Eigentlich wollte Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), seine turnusgemäße Pressekonferenz am Donnerstag wie üblich im Hauptsitz am Zürcher Bürkliplatz abhalten. Doch die Credit Suisse machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nachdem die SNB die tief gefallene Großbank am Sonntag im Schulterschluss mit der Schweizer Regierung und der Finanzmarktaufsicht (Finma) in die Arme ihres Erzrivalen UBS geschoben hatte, meldeten sich am Montag so viele Journalisten an, dass die Notenbank den Veranstaltungsort wechseln musste.
Die Wahl fiel auf das Luxushotel „Baur au Lac“, nur einen Steinwurf entfernt. Das noble Haus erlangte einst weit über die Schweizer Grenzen hinaus unliebsame Berühmtheit: Ende Mai 2015 holte die Polizei dort in aller Herrgottsfrühe sieben mutmaßlich korrupte FIFA-Funktionäre aus ihren Betten und nahm sie fest. Diese Anekdote passt insofern zum aktuellen Geschehen, als sich später herausstellte, dass die Credit Suisse indirekt in den FIFA-Korruptionsskandal verwickelt war.
Selbstverschuldeter Niedergang
Sie war verdächtigen Geldströmen von Kunden aus dem Umfeld des Weltfußballverbands über viele Jahre hinweg nicht oder nicht ausreichend nachgegangen. Dieses Fehlverhalten stand und steht exemplarisch für den selbst verschuldeten Niedergang der systemrelevanten Bank, die nun mit milliardenschwerer öffentlicher Hilfe gerettet wird und 167 Jahre nach ihrer Gründung in der UBS aufgeht. Für die Schweiz ist dies eine historische Zäsur.
Folglich standen Rettung und Ende der Credit Suisse auf der Pressekonferenz klar im Vordergrund. Der in diesen Tagen stark geforderte Notenbankpräsident bekam kaum eine Frage zur Entscheidung der SNB gestellt, den Leitzins in der Schweiz um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent zu erhöhen. Vielmehr musste sich der habilitierte Ökonom, der vor 15 Jahren – damals noch in seiner Rolle als SNB-Vizepräsident – auch an der Rettung der UBS beteiligt war, kritische Fragen zur Auffanglösung für die Credit Suisse anhören.
Der 60 Jahre alte, wie immer bedächtige und ernste Notenbankchef stellte das Rettungsmanöver als alternativlos dar: „Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und für die Schweizer Wirtschaft gehabt. Dies zu riskieren wäre verantwortungslos gewesen.“
Jordan sah keinen Druck aus dem Ausland
Die von den Verwerfungen im amerikanischen Bankenmarkt ausgehende internationale Vertrauenskrise habe am Mittwoch vergangener Woche unmittelbare Auswirkungen auf die Liquiditätssituation der Credit Suisse gehabt. Die daraufhin von der SNB gewährte Liquiditätshilfe von 50 Milliarden Franken habe die nötige Zeit verschafft, um eine Lösung zur Wahrung der Finanzstabilität zu finden. „Diese Lösung musste unter hohem Zeitdruck erarbeitet werden, um vor Marktöffnung in Asien in dieser Woche bereit zu sein.“