Kampf gegen das Virus : Amerika beflügelt die Impfstoff-Suche
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Impfstoff-Forschung in Amerika Bild: AP
Die amerikanische Regierung steckt im Kampf gegen das Virus Milliarden in die Forschung. Davon sollen alle profitieren – doch erst mal hagelt es Kritik.
Die amerikanische Regierung steckt Milliarden in die schnelle Erforschung und Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Sars-CoV-2-Virus, die der ganzen Welt zugutekommen soll. Die Federführung dieser Bemühungen hat eine amerikanische Behörde, die im Jahr 2006 mit dem erklärten Ziel gegründet wurde, die amerikanische Bevölkerung gegen bioterroristische Attacken und lebensgefährliche Krankheiten zu wappnen.
Für den Kampf gegen Sars-Cov-2 hat der Kongress die Mittel der „Biomedical Advanced Research and Development Authority“ (Barda) von 562 Millionen Dollar im Jahr versiebenfacht auf 3,5 Milliarden Dollar. Die Forschungsagentur nutzt den dramatisch expandierten Spielraum mit großer Entschlossenheit. Knapp zwei Milliarden Dollar hat Barda schon in diesem Jahr bewilligt. Kleine und große Unternehmen wie zuletzt der multinationale Konzern Sanofi bekommen Geld aus amerikanischen Steuereinnahmen, um die Herstellung eines Impfstoffes gegen die tödliche Pandemie zu beschleunigen.
Barda fördert die Entwicklung von Impfstoffen, Medikamenten und Diagnose-Mitteln, die das Potential haben, in die Nationale Notfallreserve aufgenommen zu werden. Für viele forschende Unternehmen sei Barda die einzige Chance, ihre Entwicklungen zur Produktreife zu führen, sagt Chris Stanley. Er ist Gründer der Beratungsagentur Harmony Consulting, die Unternehmen aus aller Welt hilft, mit den Amerikanern ins Geschäft zu kommen. Die Forschungsagentur beschränkt ihre Förderprogramme ausdrücklich nicht auf amerikanische Unternehmen, maßgeblich ist die Qualität der Forschungsergebnisse. So kommen kleine schweizerische, deutsche und britische Unternehmen in den Genuss der Förderung, zudem multinationale Konzerne wie Astra-Zeneca, Glaxo-Smith-Kline, Hoffmann-La Roche oder Sanofi, vorausgesetzt, die Entwicklung passt in das angestrebte Portfolio der Forschungsagentur. Dazu gehören Mittel gegen Pandemien, aber auch Medikamente zur Überwindung von Antibiotika-Resistenzen.
Die Vereinbarungen mit den Amerikanern haben in der Regel zwei Elemente: Barda begleitet die Entwicklung vielversprechender Medikamente mit Geld. Haben die geförderten Mittel den Genehmigungsstempel der FDA bekommen, tritt eine andere Behörde auf den Plan, um die Mittel für die Strategische Notfallreserve der Vereinigten Staaten zu kaufen. Chris Stanley sagt, die Agentur mache die Forschungsförderung nicht davon abhängig, dass die Vereinigten Staaten mit Priorität beliefert werden. In der Regel sei die Strategische Notfallreserve der einzige Kunde für die Medikamente, die gegen seltene hochgefährliche Krankheiten und Bioattacken helfen. Das heißt, die Vereinigten Staaten schaffen mit Steuermitteln erst den Markt für Mittel, die sonst nicht entwickelt werden würden. Die Rechte für die Medikamente bleiben bei dem Unternehmen, dem es freisteht, seine Produkte in die ganze Welt zu verkaufen.
Viele Medikamente und speziell Impfstoffe sind wegen der Risiken in Produktion, Entwicklung und Vermarktung nicht profitabel. Im mit Abstand wichtigsten Markt Amerika verdiene allein ein Impfstoff gegen Gebärmutterhals-Krebs Geld, sagt Stanley. Mit Covid-19 haben sich die Vorzeichen geändert. Frankreichs Regierung hat im Fall Sanofi klargemacht, dass es die eingespielte Praxis, dass Amerikas Strategische Reserve zuerst beliefert wird, nicht tolerieren will. Dabei ist Sanofi ein großer Nutznießer der Förderung. Hunderte Millionen Dollar sind schon in die Entwicklung von Grippeimpfungen geflossen, weitere 30 Millionen fließen in ein Sars-CoV-2-Impfmittel. Das amerikanische Unternehmen, das von Sanofi erworben wurde, treibt die Forschung voran. Andere große Förderer von Impfstoff-Forschung sind rar.