Einreisestopp nach Amerika : Der nächste Schlag für die Luftfahrt
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Dezember 2019 am Frankfurter Flughafen: Derzeit ist wohl auch deutlich weniger los als gewohnt. Bild: Cabrera Rojas, Diana
Die Vereinigten Staaten verbieten Europäern wegen des Coronavirus vorerst die Einreise. Reisende können in vielen Fällen auf Erstattungen hoffen – doch die Airlines trifft die Maßnahme extrem hart.
Mit harschen Worten hat der amerikanische Präsident Donald Trump verkündet, dass die Vereinigten Staaten nun die Einreise von Besuchern aus Europa, genauer aus dem Schengenraum, unterbinden. Am stärksten trifft das auf europäischer Seite wohl die Deutsche Lufthansa mit ihrem großen Angebot. Doch auch für amerikanische Airlines ist es eine Zäsur – vor allem für die Gesellschaften Delta und United. United ist Lufthansa-Partner im Flugbündnis Star Alliance. Der Kurs der Lufthansa-Aktie büßte etwa zehn Prozent ein und fiel erstmals seit dreieinhalb Jahren unter zehn Euro. Auch weitere Luftfahrtaktien sackten deutlich ab.
Weitere Flüge werden nun gestrichen – noch arbeiten die Airlines an der Nachjustierung ihrer schon gekürzten Flugpläne. Den wegen des Coronavirus gebeutelten Gesellschaften gehen noch mehr Passagiere verloren, ihre Flüge über den Nordatlantik verlieren weitgehend ihren Sinn. Nach Einschätzung von David Roesla, Analyst von Bernstein Reserach, trifft das 3500 Nordatlantikflüge je Woche mit bis zu 800.000 Passagieren. Der Luftverkehr zwischen den Schengen-Staaten und den Vereinigten Staaten komme damit zum Erliegen.
Stornieren meist möglich
Denn wer sich innerhalb der vergangenen 14 Tage in den Ländern des Schengenraums aufgehalten hat, darf für vorerst vier Wochen nicht in die Vereinigten Staaten einreisen. Ausgenommen sind lediglich Amerikaner und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung in den Vereinigten Staaten. „Wie Sie wissen, haben wir einen anderen Teil der Welt, Europa, der in einer sehr schwierigen Verfassung ist“, begründete Trump, wieso wegen Corona, das ein „ausländisches Virus“ sei, dieser Schritt nötig sei.
Für Passagiere bedeuten die anstehenden Streichungen, dass sie das Geld für den betroffenen Flug zurückverlangen können. Ohnehin hatten Airlines schon ihre Storno-Bedingungen gelockert. Lufthansa bietet schon seit einiger Zeit allen Passagieren, die aufgrund behördlicher Vorgaben am Ziel nicht einreisen können, an, kostenfrei ihr Ticket zurückzugeben. Das dürfte nun auch für Flüge in die Vereinigten Staaten gelten. Für abgesagte Flüge gilt das sowieso.
Käufer einer Pauschalreise mit Anreise im Beschränkungszeitraum haben nun gute Chancen, ihren Urlaub kostenfrei stornieren zu können. Das ist laut Auswärtigem Amt immer dann möglich, wenn „unvermeidbare und außergewöhnliche Umstände“ die Durchführung der Pauschalreise erheblich beeinträchtigen. Schwieriger ist die Klärung, wenn Reisende Hotelzimmer einzeln gebucht haben. Nach deutschem Recht sind sie von ihrem Zahlungsanspruch entbunden, wenn sie nicht mehr anreisen können. Allerdings liegen vielen Buchungen – vor allem über Online-Portale – keine Verträge nach deutschem Recht zugrunde.
Unter den deutschen Fluggesellschaften ist neben Lufthansa samt ihrer Billigmarke Eurowings auch der Ferienflieger Condor von den neuen Beschränkungen betroffen. Condor steht vor dem Verkauf an die Muttergesellschaft der polnischen LOT, was das Überleben von Condor nach der Thomas-Cook-Insolvenz sichern soll. Condor steuert aktuell Las Vegas und Seattle an, dazu im kommenden Sommerplan noch weitere amerikanische Städte wie New Orleans und Pittsburgh. British Airways ist durch die amerikanischen Beschränkungen weniger betroffen, da Großbritannien nicht zum Schengenraum gehört. Allerdings dürfte das Einreiseverbot auch dort zu einem Passagierschwund führen.
Während auf europäischer Seite eher Erschrecken über die Beschränkungen dominierte, wurde in Amerika Kritik laut. Die amerikanische Flugbegleiterorganisation CWA sprach von einem unverantwortlichen Schritt. Er werde die Ausbreitung des Virus nicht aufhalten, da es auch in den Vereinigten Staaten schon Infektionen gebe. Der amerikanische Reiseverband befürchtet eine Verschärfung der Lage im Tourismus, denn knapp ein Drittel der Besucher der Vereinigten Staaten käme aus Europa.