Die Bürokraten sollten von den Unternehmen lernen
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Papier ist Trumpf: Corona-Bürokratie im deutschen Gesundheitssystem Bild: Andreas Pein
Von der Impfstoffbeschaffung bis zur Teststrategie: Die Corona-Krise hat großen Handlungsbedarf in deutschen Behörden offengelegt. Ein Gastbeitrag.
Die Corona-Krise hat wie ein Brennglas die Schwächen unseres Staates offenbart. Wo staatliche Stellen selbst in der Verantwortung stehen und standen, lief es mehr schlecht als recht. Die Impfstoffbeschaffung hat sich als Politikversagen mit dramatischen Folgen entpuppt: Es wurde zu zögerlich und zunächst zu wenig beschafft. Die Verantwortung wurde von Berlin nach Brüssel geschoben. Dort machte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Bestellung aber nicht zur Chefinnensache, sondern delegierte sie an die zyprische Gesundheitskommissarin, die mit einem Sparetat Impfstoff für die ganze Europäische Union kaufen sollte. Das Impfen selbst lief in Deutschland schleppend an, und zwar nicht nur langsamer als in Israel, Großbritannien und den USA, sondern – bevor dann endlich auch die privaten Hausärzte impfen durften – auch langsamer als in manch anderen EU-Staaten.
Völlig versäumt wurde zudem lange die Entwicklung einer ernsthaften Teststrategie. Dafür wurde viel Geld ausgegeben für eine Corona-App, die sich als relativ nutzlos erwies. Die mangelhafte Digitalisierung der Gesundheitsämter und Schulen sowie die schleppende Auszahlung von Finanzhilfen runden das Bild vom Staatsversagen ab. Werbung für die Vision eines unternehmerischen Staates war die staatliche Vorstellung während der Pandemie sicher nicht.
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