Unternehmen in der Krise : Paris rettet auch ältere Pleitekandidaten
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Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire Bild: AFP
Wenn sich in Frankreich Banken verweigern, sollen Kredite für kriselnde Firmen aus dem Finanzministerium kommen. „Wir werden für alle eine Lösung finden“, hat der französische Finanz- und Wirtschaftsminister angekündigt.
Frankreich will kein Unternehmen im Zuge der Corona-Krise untergehen lassen. „Wir werden für alle eine Lösung finden“, hat der französische Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in einem Radio- und Fernsehinterview versprochen und dabei sogar direkte Staatskredite angekündigt. Frankreich hat verschiedene Rettungssysteme installiert, vor allem staatliche Garantien für Bankkredite an die Unternehmen von 300 Milliarden Euro. Doch diese decken nur 90 Prozent der Kreditsummen ab, für den Rest müssen die Banken ins Risiko gehen.
Die staatliche Investitionsbank BPI stellt ebenfalls Liquiditätskredite zur Verfügung. Doch Unternehmen, die aufgrund früherer wirtschaftlicher Schwierigkeiten besonders schlechte Kreditratings haben, können davon nicht profitieren. Diese sollen künftig direkt vom Finanzministerium mit Kreditmitteln ausgestattet werden. Dafür reaktiviert es den in den fünfziger Jahren entstandenen Fonds FDES, dessen Mittel für Notkredite von 75 Millionen Euro auf 1 Milliarde Euro steigen und der sich auf Unternehmen mit mindestens 350 Mitarbeiter konzentrieren soll.
Bisher haben 200.000 Unternehmen staatlich garantierte Bankkredite beantragt
So sieht es das Gesetz für die Finanzhilfen im Zuge der Corona-Krise vor, das derzeit im Parlament beraten wird. Der Fonds soll vom Komitee für industrielle Restrukturierung, Ciri, verwaltet werden. Es ist eine Art letzte staatliche Rettungsinstanz, wenn alle anderen Akteure Hilfen ablehnen. Die französische Regierung übt indes viel Druck auf die Banken aus, so wenige Kreditanfragen wie möglich abzulehnen. Le Maire werde darüber wachen, dass die Quote der Ablehnung nicht mehr als „zwei bis drei“ Prozent betrage. Das entspreche auch dem aktuellen Stand, berichtet der Bankenverband.
Bisher haben 200.000 Unternehmen die staatlich garantierten Bankenkredite für Mittel von 30 Milliarden Euro beantragt. Le Maire, der die Krisendauer auf mehrere Jahre schätzt, forderte auch ein Entgegenkommen der großen Immobilienbesitzer für die Mieter. Sie sollen kleinen Unternehmen drei Monatsmieten nicht nur stunden, sondern erlassen. Präsident Emmanuel Macron erneuerte in einem Interview mit der „Financial Times“ seine Kritik am angeblich mangelnden Solidaritätswillen in Europa, ohne Deutschland direkt zu nennen. In Ländern wie Italien könnten sich die Menschen dauerhaft von der EU abwenden. Bestimmte Länder seien nur für Europa, wenn es darum ginge, Produkte zu exportieren oder Arbeitskräfte zu importieren. „Aber sie sind nicht für Europa, wenn es darum geht, Lasten zu teilen“. Die EU sei auch ein politisches Projekt. „Wir brauchen finanzielle Transfers und Solidarität“, forderte Macron.