
Impfstoff-Zulassung : Spahns Heuchelei
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Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister bei einem Besuch des Nürnberger Corona-Impfzentrums auf dem Nürnberger Messegelände Bild: dpa
Dass sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nicht traut, in der Impfstoff-Diskussion zu seinen eigenen Entscheidungen zu stehen, spricht nicht für ihn.
Jetzt, unmittelbar vor dem Lockdown, wissen es alle besser. Der unvermeidliche Karl Lauterbach wettert, die „verzögerte“ Zulassung des Biontech-Pfizer-Impfstoffs in der Corona-Pandemie koste Menschenleben.
Der Boulevard hält dem Bundesgesundheitsminister vor, den deutschen Bürgern das „deutsche“ Vakzin vorzuenthalten, weil er in ein europäisches Genehmigungsverfahren eingewilligt habe.
Und Jens Spahn selbst wäscht seine Hände in Unschuld und behauptet, Deutschland sei „impfbereit“. Unausgesprochen meint er: Dass noch nicht geimpft werden kann, liegt an der lahmen EU-Arzneimittelagentur Ema. Es ist halt wieder mal einfacher, auf angebliche EU-Bürokratie zu schimpfen, als zu erläutern, dass der Ema-Zeitplan längst bekannt und mit den EU-Staaten (unter deutscher Führung) abgestimmt ist und warum die längere Prüfung ihren Sinn hat.
Gründlichkeit geht aus einer Reihe von Gründen vor Schnelligkeit. Das gilt umso mehr, als Deutschland nicht mehr Impfstoff bekommen hätte, wenn es früher losgelegt hätte. Dass Spahn sich nicht traut, zu seinen eigenen Entscheidungen zu stehen, spricht nicht für ihn.
