Ausgestellt in Apotheken : 18 Euro für einen digitalen Impfnachweis
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Einmal scannen bitte: Erstellen eines digitalen Impfnachweises in einer Frankfurter Apotheke Bild: Lakuntza, Nerea
An der Vergütung für die Apotheken gibt es heftige Kritik. Die Hausärzte finden sie unverhältnismäßig. Und die Grünen sagen: Die Kosten tragen letztlich die Bürger.
Er soll das Reisen innerhalb Europas erleichtern und öffnet auch darüber hinaus viele Türen: der digitale Impfnachweis. Seit Montag können sich alle knapp 22 Millionen Deutschen, die schon zwei Mal geimpft sind, kostenlos in einer Apotheke eine entsprechende Bescheinigung besorgen, die in einem QR-Code für das Smartphone hinterlegt wird. Das Interesse ist offenbar groß: Apothekerverbände berichten, zum Teil seien die Server überlastet gewesen, vereinzelt sollen sich Schlangen gebildet haben. Allein bis Montagnachmittag wurden mehr als 400.000 Impfnachweise ausgestellt.
An der Vergütung von 18 Euro, die die Apotheken für jedes digitale Zertifikat erhalten, gibt es allerdings von Ärzten und aus der Opposition heftige Kritik – zumal der Bundesrechnungshof erst in der vergangenen Woche mit Blick auf die Ausgabe kostenloser Corona-Schutzmasken im Winter „eine deutliche Überkompensation“ zu Gunsten der Apotheken bemängelt hatte. Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, sieht die Verhältnismäßigkeit im Fall der Impfnachweise nun gleich in doppelter Hinsicht nicht gewährleistet.
Spahn: Aufwand für die Apotheken berücksichtigen
Denn zum einen bekämen Ärzte für die Impfung selbst inklusive Aufklärung und Beratung 20 Euro, also nur unwesentlich mehr. „Die ärztliche Leistung selbst zählt scheinbar aktuell deutlich weniger als die Bestrebung, Projekte schnell anzustoßen“, sagte er der F.A.Z. Zum anderen moniert Weigeldt, dass Ärzte für das nachträgliche Erstellen von Impfnachweisen für die eigenen Patienten nur sechs Euro erhalten und sogar nur zwei Euro, wenn sie dafür ihr Praxisverwaltungssystem verwenden. Dieser Unterschied sei „nicht erklärbar“, denn der Aufwand sei vergleichbar. Geht es um Patienten, die nicht in der eigenen Praxis geimpft wurden, bekommen die Ärzte allerdings ebenfalls 18 Euro.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verteidigt die Höhe der Vergütung mit dem Aufwand für die Apotheken, etwa weil sie Impf- und Personalausweis abgleichen und zahlreiche Daten erfassen müssen. Zudem habe man den Preis so gewählt, dass möglichst viele der rund 19.000 Apotheken mitmachen. Nach Verbandsangaben beteiligen sich aktuell rund 13.000 von ihnen, also etwa zwei Drittel. Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände bezeichnete den Aufwand ebenfalls als erheblich, „auch und gerade, weil der Wunsch in der Bevölkerung so stark ist, dass dieser Service möglichst kurzfristig zur Verfügung stehen sollte“. Die vom Gesetzgeber festgelegte Vergütung sei daher „angemessen“.
Wie sie konkret zustande kommt, darauf ging Spahn bisher allerdings nicht näher ein. Der FDP-Politiker Andrew Ullmann, Obmann seiner Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestages, kritisiert daher eine mangelnde Transparenz. „Die Zusammenstellung der Vergütung ist mir schleierhaft. Ich kann sie in der Höhe so nicht nachvollziehen.“ Das Ministerium müsse die Berechnungsgrundlage offenlegen, fordert er.
Ähnlich äußerte sich der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen: Das Bundesgesundheitsministerium habe „keine Lehren aus dem Debakel aus überteuerten Schnelltests und Schutzmasken gezogen“, sagte er. Die digitale Freischaltung des Impfzertifikats dauere wenige Minuten und werde nun finanziell mit einer Corona-Impfung nahezu gleichgestellt. Hier fehle dem Ministerium das notwendige Augenmaß. Es ermögliche den Apotheken „ein weiteres lukratives Geschäft. Die Kosten dafür tragen letztlich die Bürger.“ Laut Impfverordnung werden diese zunächst über die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds abgerechnet und dann vom Bund erstattet. Der Nachweis selbst ist für Geimpfte kostenlos.