Wieder Nordrhein-Westfalen : Corona-Ausbruch in Dönerproduktion
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Infizierte im nächsten Fleischbetrieb. Bild: dpa
Nach den Corona-Fällen in Schlachtbetrieben sind nun auch in einer Dönerproduktion zahlreiche Infektionen aufgetreten. An Sammelunterkünften soll es nicht gelegen haben.
In einer Dönerproduktion in Nordrhein-Westfalen hat es zahlreiche Corona-Fälle gegeben. Wie der Kreis Wesel am Donnerstag mitteilte, sind von 80 bisher ausgewerteten Tests 62 positiv. Zuvor hatte es in der Öztas Dönerproduktion in Moers schon 17 positive Fälle gegeben, in der Summe sind also derzeit mindestens 79 Mitarbeiter infiziert. Rund 120 Ergebnisse stehen noch aus. Das Fleisch, das noch verarbeitet werden muss, soll „unter strengsten Hygienebedingungen“, so der Kreis, noch durch eine kleine Kernmannschaft am Freitag abgeschlossen werden. Danach wird der Betrieb geschlossen.
43 Personen aus dem Betrieb und ihrem Umfeld hat der Kreis schon in Quarantäne geschickt, keine der positiv getesteten Personen hätten bislang Corona-Symptome gezeigt, heißt es. Sie leben allerdings nicht alle in Moers oder dem Kreis Wesel.
„Die bisher vorliegenden Ergebnisse der Reihentestungen bei Öztas führen zu einem deutlichen und noch nicht dagewesenen Anstieg der Infektionszahlen im Kreis Wesel“, sagt Landrat Ansgar Müller (SPD). „Unser wichtigstes Instrument ist und bleibt die Kontaktnachverfolgung, um mögliche Infektionsketten innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu stoppen.“
Tönnies mit neuem Lüftungskonzept
Die Bürger sollten sich weiterhin an Abstands- und Hygieneregeln halten und die Sozialkontakte einschränken. „Der vorliegende Fall zeigt auch, wie wichtig es ist, mit mobilen, anlassbezogenen Reihentestungen schnell zu reagieren, wenn sich ein Ausbruchsverdacht ergibt“, sagte Müller.
Wegen der zahlreichen Corona-Fälle in Schlachtbetrieben in Nordrhein-Westfalen hatte das Gesundheitsministerium im Mai landesweite Coronatests für alle gut 20.000 Mitarbeiter in Fleischbetrieben angeordnet. Bei einem Nachtest sind die ersten 17 positiven Tests in der Dönerproduktion aufgefallen – vorher seien die Mitarbeiter in Kurzarbeit oder im Urlaub gewesen.
Zwei der Hauptkritikpunkte an der Fleischindustrie treffen in diesem Fall nicht zu: Die infizierten Personen sind nicht über Werksverträge, sondern fest angestellt. Zudem wohnt niemand von ihnen nach Kreisangaben in Sammelunterkünften.
Der Direktor des Instituts für Hygiene in Bonn, Martin Exner, hatte am vergangenen Wochenende das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück untersucht und daraufhin die Umwälzung der Luft als möglichen Faktor für eine Verbreitung des Coronavirus ausgemacht. Das will Deutschlands größter Fleischbetrieb nun aufnehmen.
„Der bisher unbekannter Faktor Lüftung wird nun in unser Risikomanagement eingearbeitet. Diese neuen Erkenntnisse, der Lüftung in gekühlten Räumen sind aber nicht nur für uns, sondern von weltweiter Bedeutung für das produzierendes Gewerbe mit gekühlten Räumen“, teilte Tönnies am Donnerstag mit.
In der kommenden Woche werde Tönnies den Behörden ein Konzept dazu vorlegen. Exner hatte sogenannte Hochleistungsfilter empfohlen, die etwa in Operationssälen in Krankenhäusern eingesetzt werden. Im Fleischbetrieb von Tönnies hatte es mehr als 1500 positive Corona-Testfälle gegeben, wegen der hohen Infektionszahlen sind Gemeinden im Kreis Gütersloh unter Lockdown.