Aufstieg der Volksrepublik : Chinas Weg zur Weltherrschaft
- -Aktualisiert am
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und der amerikanische Präsident Donald Trump im November in Peking Bild: dpa
Viele im Westen träumen von einer Öffnung Chinas. Doch das ist eine Illusion. Mit totaler Kontrolle beanspruchen die Digitalkommunisten in Peking die Macht über die Privatwirtschaft. Ein Essay.
Die Globalisierung ist auf dem Rückzug, der Protektionismus auf dem Vormarsch und Nationalismus sogar unter Intellektuellen wieder salonfähig. Das weckt ungute Erinnerungen an das 19. Jahrhundert. Es gibt noch mehr Parallelen. Schon damals gab es eine Welle der Globalisierung mit revolutionären neuen Techniken. Vor 100 Jahren waren es Dampfmaschine, Elektrizität und Telegraf, heute sind es Roboter, Internet und Smartphone. Auch damals brachen Millionen Menschen auf, um aus ihrem Elend auszuwandern.
Das Schlimmste jedoch passierte in den Köpfen. Immer mehr Politiker, Wirtschaftsführer und Intellektuelle begannen, im Welthandel ein Nullsummenspiel zu sehen, in dem der eine gewinnt, was der andere verliert. Das Denken in Freund-Feind-Kategorien – was England nützt, das schadet Deutschland und umgekehrt – führte zu einer protektionistischen Spirale in der Zeit zwischen den Weltkriegen, durch die der Welthandel fast vollständig zusammenbrach.
Zum Glück verteidigten im Herbst 2008, als die Lehman-Pleite die Weltwirtschaft erschütterte, die G-20-Staaten den Freihandel und verhinderten eine Kernschmelze wie in den 1930er Jahren. Doch würden sie das heute wieder tun? Zweifel sind erlaubt. Das Freund-Feind-Denken ist im Weißen Haus angekommen. Wie wenig die G20 inzwischen vom Freihandel hält, zeigt das Abschlusskommuniqué des Gipfeltreffens von Hamburg. Seit 2008 setzte sich diese Gruppe auf jedem Gipfel für einen freien und offenen Handel ein. In Hamburg ist davon nicht mehr die Rede. Jetzt bringt die G20 den Handel in Verbindung mit dem Wörtchen fair. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Raubt China Deutschland die Technologie?
Es ist richtig und wichtig, dass Politiker überlegen, wie sie die Verlierer der Globalisierung besserstellen können. Doch fragwürdig wird es, wenn Freihandel nur unter der Bedingung gewährt wird, dass andere Länder ähnliche Arbeitnehmer- und Sozialrechte oder Umweltschutz oder eine ebenso hohe Besteuerung zusagen. Wer sich darauf beruft, will oftmals nur unerwünschte Konkurrenz fernhalten oder sich als Politiker dem Rechtfertigungsdruck entziehen, den der Freihandel auf den heimischen Sozialstaat ausübt. Auch auf solch verschlungenen Wegen wirkt Protektionismus in den Köpfen wie ein schleichendes Gift.
Nach der Volksrepublik China hat kein Land auf der Welt so stark von der Globalisierung profitiert wie Deutschland. China hat dank der Öffnung der Wirtschaft in nur drei Jahrzehnten Hunderte Millionen Menschen aus der Armut geholt. Eine größere Erfolgsgeschichte in der globalen Armutsbekämpfung ist nicht bekannt. Wie also kann man vermeiden, dass ein Vierteljahrhundert nach Überwindung des Kalten Krieges die Globalisierung zurückgedrängt und der Handelskrieg wieder zu einem normalen Mittel der Politik wird?