
China als Wirtschaftspartner : Deutsche Blindheit
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Ein Mann arbeitet an einer Produktionslinie im Qingpu-Distrikt der ostchinesischen Stadt Shanghai. Bild: dpa
China könnte bald ähnlich geächtet sein wie Russland. Dass die deutschen Unternehmen weiter auf das Land setzt und die Politik nichts unternimmt, ist fahrlässig.
Kann Deutschland mit China weiter Geschäfte machen wie bisher? Die Antwort lautet nein. Und zwar nicht zuletzt aus ökonomischem Kalkül. Es ist einfach nur noch fahrlässig, sich wirtschaftlich derart abhängig von einem Land zu machen, das im Westen bald ähnlich geächtet sein könnte wie Russland.
Lange hielt man China in Deutschland zwar für einen Rivalen im „Systemwettbewerb“, für eine gelenkte Marktwirtschaft, die es hier und da mit Subventionen und Überwachung übertrieb, die aber doch mehr Vor- als Nachteile bot. Seit mehreren Jahren entwickelt sich das Land aber immer klarer zu einer Diktatur, die über Leichen geht und der freiheitliche Werte nichts bedeuten.
Aus Berlin kommen nur Appelle
Millionen Menschen werden in Schanghai und anderen Städten monatelang in ihren Wohnungen ohne gesicherte Essensversorgung eingesperrt. Hongkong wurde mit aller Macht unterworfen. In der Region Xingjiang lässt Peking Muslime körperlich und psychisch drangsaliert. Was ist, wenn als nächster Schritt der Angriff auf Taiwan folgt?
Während der Internationale Währungsfonds vor dem Zerfall der Welt in neue Wirtschaftsblöcke warnt und die Vereinigten Staaten China schon seit Jahren als Gegner betrachten, war Kanzler Olaf Scholz noch vor zwei Wochen der Meinung, die Wirtschaftsbeziehungen mit China sollten weiter vertieft werden. Aus Berlin kommen nun bestenfalls Appelle, an die Unternehmen, ihre Geschäfte zu „diversifizieren“.
Wie Konzerne auf solche Ratschläge reagieren, lässt sich in Baden-Württemberg beobachten: Bosch, Daimler und Co. pfeifen drauf und wollen in China weiter wachsen. Für jedes einzelne Unternehmen ist das rational. Zumal sie selbst im Krisenfall darauf bauen können, dass sich die Regierung schützend vor sie stellt. Der Verzicht auf ein Gasembargo gegen Russland, der im Sinne des Chemiekonzerns BASF ist, ist beispielhaft.
Volkswirtschaftlich ist dieses „Weiter so“ ein Spiel mit dem Feuer, wie das Beispiel Russland zeigt. Vor allem da, wo Produkte nur aus China kommen und die Abhängigkeit besonders groß ist, müssen Alternativen her. Und die Regierung muss den Unternehmen klarmachen, dass sie in China auf eigenes Risiko unterwegs sind.