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Ernährungsstrategie : Mehr Gesundes in der Kantine

  • -Aktualisiert am

Cem Özdemir stellte am Mittwoch die Ernährungsstrategie der Bundesregierung vor. Bild: dpa

Der Landwirtschaftsminister will den Deutschen eine gesündere Ernährung nahebringen – da, wo andere für sie kochen. Außerdem stellte er die Eckpunkte für den Umbau der Tierhaltung vor.

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          Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will verstärkt Kitas, Schulen sowie Kantinen von Betrieben und Behörden einbinden, um den Deutschen eine gesündere Ernährung nahezubringen. Die sogenannte „Gemeinschaftsverpflegung“ spielt eine zentrale Rolle in den Eckpunkten zu Özdemirs Ernährungsstrategie, die das Kabinett am Mittwoch in seiner letzten Sitzung in diesem Jahr billigte. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele zu Hause nicht mehr kochen“, sagte Özdemir. Deshalb müssten andere Orte „als Hebel“ genutzt werden. Unabhängig von Einkommen und Bildungsgrad solle jeder Zugang zu hochwertigen Mahlzeiten haben.

          Julia Löhr
          Wirtschaftskorrespondentin in Berlin.

          Konkret wird das Eckpunktepapier nur an wenigen Punkten. Einer davon ist, dass die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Gemeinschaftsverpflegung – die Rede ist an dieser Stelle von Kitas, Schulen und stationären Einrichtungen – „verbindlich“, also zur Pflicht werden sollen. Bis 2030 soll dies geschehen. Für das Mittagessen in Schulen sehen diese Standards unter anderem vor, dass es maximal einmal in der Woche Fleisch und einmal Fisch geben soll.

          Das Essen in Gemeinschaftseinrichtungen soll auch dabei helfen, die 30 Prozent Bio-Anteil zu erreichen, die sich die Ampelkoalition bis zum Jahr 2030 für die Landwirtschaft vorgenommen hat. Aktuell werden erst knapp 11 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet. Im Handel ist der Bio-Anteil noch geringer, weniger als 7 Prozent des Lebensmittelumsatzes entfielen 2021 auf Bioprodukte.

          Zu viele übergewichtige Erwachsene

          Er wolle den Menschen nicht vorschreiben, was sie essen sollten, betonte Özdemir. Der von den Grünen im Bundestagswahlkampf 2013 geforderte „Veggie Day“ kam bei den Wählern bekanntlich nicht gut an. Seitdem bemüht sich die Partei um einen weniger erzieherischen Ansatz. Zu pflanzlichen Lebensmitteln heißt es in den Eckpunkten nur, die Nachfrage nach ihnen solle gestärkt werden.

          Es habe auch etwas mit Wertschätzung der Beschäftigten zu tun, wenn es „in der Kantine nicht nur Currywurst mit Pommes, sondern eine Auswahl gibt“, sagte Özdemir. Dass es überhaupt einer Ernährungsstrategie bedarf, begründete er damit, dass die Mehrzahl der Erwachsenen Übergewicht habe. Die Strategie soll bis Ende 2023 fertig sein. Der Deutsche Bauernverband warnte vor „staatliche Kampagnen gegen tierische Lebensmittel“.

          Fördermittelplan für Tierhaltung

          Das Agrarministerium legte am Mittwoch außerdem Eckpunkte dazu vor, wie die staatlichen Fördermittel zum Umbau der Tierhaltung vergeben werden sollen. Bis 2026 steht dafür im Bundeshaushalt insgesamt eine Milliarde Euro bereit. Allerdings hat der Haushaltsausschuss die ersten 150 Millionen Euro für 2023 noch nicht freigegeben, weil ihm ein Konzept dafür fehlte, was mit dem Geld geschehen soll. Özdemir plant nach den am Mittwoch vorgestellten Plänen einerseits Fördermittel für Investitionen in neue Ställe.

          Die Landwirte sollen aber auch laufende Mehrkosten ersetzt bekommen – und zwar in einer Größenordnung von 65 Prozent. Die Vereinbarungen mit den Landwirten sollen eine Laufzeit von bis zu zehn Jahren haben, um Planungssicherheit zu bieten. Begonnen werden soll mit der Schweinehaltung. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts ist der Bestand an Schweinen in Deutschland auf ein Rekordtief gesunken. Anfang November wurden nur noch 21,3 Millionen Schweine gehalten, 10 Prozent weniger als im Vorjahr.

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