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Mittelstand : Wo ist die Cloud, der man vertraut?

Eine kleine Wolke als Symbol für Cloud-Dienste: Der deutsche Mittelstand schreckt vor den Möglichkeiten noch zurück. Bild: dpa

Mittelständler zögern bei Services aus der Datenwolke. Das Bundeswirtschaftsministerium will das nun ändern. Denn Cloud-Technologien bieten ein großes Wachstumspotential.

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          Deutsche Mittelständler sind es nicht gewohnt, in Rankings neben Ländern wie Mazedonien, Zypern oder Bulgarien zu stehen. Doch in der jüngsten offiziellen Umfrage von Eurostat, die den Anteil der Unternehmen erhoben hat, die Cloud-Computing nutzen, liegt Deutschland mit elf Prozent fast am Ende. Zum Vergleich: In Finnland tauscht jedes zweite Unternehmen Daten über Cloud-Dienste aus.

          Jonas Jansen
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

          Je kleiner die mittelständischen Unternehmen sind, desto größer sind ihre Vorbehalte: Wegen Sicherheitsrisiken, mangelnder Kenntnis über Angebote und wegen Unsicherheit über die Standorte der Rechenzentren zögern die meisten deutschen Unternehmen. Dabei hätten diese Technologien Vorteile, davon ist die Bundesregierung überzeugt. So sagt etwa die Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium Brigitte Zypries (SPD): „Sichere Cloud-Technologien bieten ein enormes Wachstumspotential und ermöglichen den Aufbau neuer Geschäftsbereiche für mittelständische Unternehmen.“

          Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) will die Vorbehalte zerstreuen und hat deshalb ein Technologieprogramm gestartet, das unter dem Projektnamen „Trusted Cloud Kompetenznetzwerk“ eine unabhängige, gemeinsame Plattform geschaffen hat. Auf der Cebit in der kommenden Woche wird das Projekt vorgestellt, an dem unter anderem 38 Unternehmen und 26 wissenschaftliche Einrichtungen mitarbeiten. 100 Millionen Euro sind für das seit vier Jahren geplante Projekt veranschlagt, die Hälfte davon kommt aus Fördertöpfen des BMWi.

          Große Vorteile in Punkto Wirtschaftlichkeit

          Die Internetseite www.trusted-cloud.de soll in Zukunft Anlaufstelle für Cloud- und Gütesiegel-Anbieter sowie für alle Mittelständler sein, die mit Cloud-Technologien arbeiten wollen. Bislang gebe es eine große Schwierigkeit für alle Beteiligten, wie Thomas Niessen aus dem Vorstand des Kompetenznetzwerks im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert: Die Angebote zu Cloud-Diensten und dazugehörigen Zertifikaten sind umfangreich und schwer zu durchschauen.

          Auf der neuen Plattform soll nun eine Suche zu Anbietern möglich sein, deren Angebote transparent aufgeführt sind. Kriterienkataloge geben eine Übersicht darüber, für welche Branchen die verschiedenen Cloud-Dienste sinnvoll sein könnten. Ein Bauunternehmer braucht andere Services als etwa ein Robotikunternehmen. Gemein sind ihnen aber die Notwendigkeit, mit Zulieferern Daten auszutauschen, Angebote zu erstellen oder die Mitarbeiter in wechselnden Teams arbeiten zu lassen. „Und gerade im Punkt Wirtschaftlichkeit hat die Cloud Vorteile“, sagt Niessen. „Sie ist oft um den Faktor 6 billiger.“

          Von der eigenen Plattform verspricht sich das BMWi, die vermuteten Sorgen der Unternehmen ausräumen zu können. Angezeigt werden nämlich nur Anbieter, die den Qualitätsrichtlinien des Bundes entsprechen, also deutsche Datenschutzvorschriften einhalten und transparent über ihre Leistungen und Kosten informieren. Wer die Mindestanforderungen erfüllt, kann das sogenannte „Trusted Cloud Label“ erwerben, eine Art Gütesiegel. Die schon jetzt zahlreichen Gütesiegelanbieter wie der TÜV, SAP oder der Bundesverband IT-Mittelstand können sich auf der Plattform listen lassen - viele dieser Siegel erfüllen bereits auch die Anforderungen des „Trusted Cloud“-Netzwerks.

          Zunächst startet das Programm in Deutschland, in einer nächsten Phase soll es europaweit anerkannt und für spezialisierte Unternehmen der Industrie 4.0 weiter spezifiziert werden.

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