Wer zieht ins Bundeskanzleramt ein? Annalena Baerbock, Armin Laschet (Mitte) oder Olaf Scholz? Bild: dpa
Die Umfragewerte für Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet sinken. Bei den deutschen Führungsspitzen bleibt er Favorit – doch seine Rivalen Olaf Scholz und Annalena Baerbock holen auf. Das neue Elite-Panel der F.A.Z.
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Viele Wahlumfragen waren für die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Armin Laschet zuletzt wenig vergnüglich. Auf den Rückhalt einer wichtigen Gruppe kann Laschet aber nach wie vor bauen: Im Urteil der deutschen Führungsspitzen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung ist Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident der klare Favorit für das Kanzleramt vor SPD-Konkurrent Olaf Scholz und der grünen Hoffnungsträgerin Annalena Baerbock. 63 Prozent der Entscheider würden Laschet mit dem wichtigsten Regierungsposten betrauen. Nur 18 Prozent bevorzugen Scholz, lediglich 7 Prozent sähen am liebsten Baerbock anstelle von Kanzlerin Angela Merkel. Zu diesem Ergebnis kommt das neue Elite-Panel, für das die Allensbacher Meinungsforscher im Auftrag der F.A.Z. und der Wirtschaftszeitung Capital wieder mehr als 500 Führungskräfte in Deutschland repräsentativ befragt haben.
Renate Köcher, Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, erklärt die im Vergleich zur breiten Wählerschaft viel größere Unterstützung für Laschet in den Führungsetagen mit dem dort größeren Zutrauen in die Politik von CDU und CSU. Die Führungsspitzen schauten stärker als die Bevölkerung auf die hinter der Person stehende Politik. Persönlich punktet Laschet bei den Eliten in erster Linie mit seiner Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit, mehr strategisches Geschick und Durchsetzungskraft billigen sie seinen Konkurrenten zu.
Mehr Zuspruch für SPD durch Fehler anderer
SPD-Mann Scholz macht derzeit als Merkels Vizekanzler und Bundesfinanzminister im Kampf gegen Corona eine gute Figur. Die Eliten bescheinigen Scholz mehrheitlich „gute Arbeit“, während sie etwa mit CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier überwiegend unzufrieden sind. Scholz’ entschlossenes Anpacken der Corona-Hilfe dürfte sein Image als kompetenter und sachkundiger Politiker noch verstärkt haben. In diesen Disziplinen hängt er seine Konkurrenten um die Kanzlerkrone ab. Köcher bleibt skeptisch: „Scholz wird gut bewertet, sein Manko liegt darin, dass man ihm nicht zutraut, den Kurs der SPD zu bestimmen.“ Zugelegt habe die SPD zuletzt vor allem dank der Fehler der anderen Parteien, nicht aufgrund wachsender Begeisterung über ihr politisches Angebot, meint die Demoskopin.
Charisma ist für Politiker ebenfalls sehr nützlich. Doch diese Eigenschaft besitzt in den Augen der Eliten nur Baerbock in hohem Maße. Nur mit ihrem Charisma lässt die Ko-Vorsitzende der Grünen ihre Konkurrenten mit Abstand hinter sich. Von Baerbocks Glaubwürdigkeit und Sachkenntnis halten die Führungsspitzen nicht viel. Den schwachen Eindruck dürften die zum Umfragezeitpunkt im Juli bekannt- gewordenen Plagiate und der geschönte Lebenslauf gefördert haben, zumal darüber auch Baerbocks fehlende Regierungserfahrung in den Blick rückte.
Deutlich an Attraktivität eingebüßt hat für die Eliten die Aussicht auf eine schwarz-grüne Koalition. Dieses Bündnis halten die meisten zwar immer noch für den wahrscheinlichsten Wahlausgang, aber die Begeisterung hat sich merklich abgekühlt. Anfang des Jahres hatten 67 Prozent der Befragten gesagt, sie fänden eine schwarz-grüne Bundesregierung gut, Ende Juli waren es nur noch 58 Prozent.