https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/bund-arbeitet-an-klimavertraegen-mit-der-industrie-17320378.html

CO2-frei : Bund arbeitet an Klimaverträgen mit der Industrie

  • Aktualisiert am

Die Stahlindustrie gehört zu den besonders energieintensiven Branchen. Bild: dpa

Stahl- und Zement-Industrie sollen schneller CO2-frei produzieren. Dafür sollen künftig sogenannte „Carbon Contracts for Difference“ sorgen.

          2 Min.

          Die Bundesregierung will die Umstellung etwa der Stahl- oder Zement-Industrie auf CO2-freie Produktion über Klimaverträge vorantreiben. Dafür wolle man mit energieintensiven Unternehmen zehnjährige Abkommen treffen, heißt es in einem Entwurf zur geplanten Richtlinie. Profitieren können davon Konzerne, die mit neuen Verfahren ihren CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte senken.

          Dafür sollen sogenannte „Carbon Contracts for Difference“ zwischen Unternehmen und Staat geschlossen werden. Im Kern sollen damit die Mehrkosten der klimafreundlichen Produktion im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren ausgeglichen werden.

          „Klimaschutzverträge bieten die Möglichkeit, die Markteinführung klimafreundlicher Prozesse in den Grundstoffindustrien über eine Abfederung der genannten Kostendifferenzen und Risiken zeitlich deutlich vorzuziehen“, heißt es im Konzept. Und weiter: „Dies beinhaltet auch Brückentechnologien, wie den teilweisen Einsatz von Erdgas und grünem Wasserstoff in Direktreduktions- oder Ammoniakanlagen, wobei der Anteil von grünem Wasserstoff über die Vertragslaufzeit signifikant ansteigen muss.“

          Noch vor der Wahl

          So soll ein Anreiz geschaffen werden, Neuinvestitionen sofort klimafreundlich zu machen. Denn gerade in der Industrie laufen Anlagen oft länger als 30 Jahre. Bis zum Jahr 2050 soll aber in Deutschland praktisch gar kein CO2 mehr ausgestoßen werden.

          Während auf der einen Seite Investitionen von der Regierung auch direkt gefördert werden, soll mit den Verträgen auch der laufende Betrieb unterstützt werden. Industriebetriebe haben zwar schon durch die Pflicht zum Kauf von CO2-Emissionsrechten einen Anreiz zu klimafreundlicher Produktion. Dieser reicht aber für die komplette Umstellung etwa auf den Einsatz von Wasserstoff meist nicht aus. Laut dem Konzept sollen aber die eingesparten Kosten für die CO2-Rechte von der Erstattung der Differenzkosten abgezogen werden.

          Das könnte etwa so aussehen: Eine Unternehmen A, das mittels herkömmlicher Technologie produziert, hat Kosten von 100.000 Euro für ein Produkt und muss zusätzlich für 50.000 Euro CO2-Rechte kaufen. Insgesamt liegen die Kosten so bei 150.000 Euro. Solange der CO2-Preis relativ niedrig ist, ist die Produktion von Unternehmen A mit herkömmlicher Technologie billiger als für Unternehmen B, das mit einer treibausgasneutralen Technologie produziert und Kosten von 160.000 Euro hat. Die sogenannten CO2-Vermeidungskosten bei Unternehmen B betragen 60.000 Euro. Der Staat und das Unternehmen B könnten nun den geplanten Klimavertrag abschließen, der die Differenz zwischen dem Marktpreis für CO2-Rechte und den Vermeidungskosten ausgleicht – hier also 10.000 Euro.

          Starten soll das Vorhaben mit einer Pilotphase, für das die Firmen sich in einer Ausschreibung bewerben sollen. Die Firmen mit den effizientesten Technologien erhalten den Zuschlag. Das Konzept wird jetzt mit der Industrie abgestimmt und soll noch vor der Wahl in der Bundesregierung beschlossen werden, bestätigte das federführende Umweltministerium. Finanziert werden soll es auch aus dem EU-Aufbaufonds.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Delegierte auf dem Landesparteitag der AfD Sachsen-Anhalt

          Gleichauf mit der SPD : Wundert sich jemand über den Erfolg der AfD?

          Die SPD kann in der Ampelkoalition kaum Akzente setzen. Der Kanzler fällt als Zugpferd aus. Die CDU profitiert nur wenig. Für die Themen, die Protestwähler in die Arme der AfD treiben, fällt ihnen allen nicht viel ein.
          Deutsche Verhältnisse: Der Textilhersteller Trigema fertigt in Burladingen – Ausbeutung finde anderswo statt.

          EU-Lieferkettengesetz : „Ein Sargnagel für den kleinen Mittelstand“

          Die Pläne der EU sehen noch schärfere Lieferketten-Regeln vor als in Deutschland. Viele in der Textilbranche finden das gut. Andere Mittelständler nennen das Gesetz weltfremd. Einer warnt: „Andere Nationen lachen über uns.“

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.