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Bücher : Die Piketty-Masche

  • -Aktualisiert am

Und jetzt noch mal dasselbe in Blau, bitte. Bild: F.A.Z.

Der französische Ökonom Thomas Piketty hat mit seinem „Kapital“ einen Weltbestseller geschrieben. Nun bündelt sein Verlag einige seiner Zeitungsartikel zu einem neuen Buch. Und nutzt dabei den Wiedererkennungswert des Covers.

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          Vor ziemlich genau einem Jahr, im März 2014, erschien die englische Übersetzung des Buches „Das Kapital im 21. Jahrhundert“, in dem der französische Ökonom Thomas Piketty die These aufstellte, die Wachstumsrate von Kapitalvermögen (r) sei größer als das Wirtschaftswachstum (g). Die Reichen würden also immer reicher, und die Welt erlebe eine enorme Verschärfung der Ungleichheit.

          Was dann passierte, ist mittlerweile Geschichte: Amerikanische Starökonomen wie Paul Krugman lobten das Buch über den grünen Klee, es verkaufte sich millionenfach. Piketty reiste um die Welt, um seine Thesen zu verbreiten. Von Berlin bis Peking stritt man sich über Monate darüber, was r>g für die Zukunft der Welt oder zumindest die Zukunft der Steuergesetzgebung bedeutete. Zum krönenden Abschluss stilisierte sich Piketty auch noch zum Enfant terrible, als er an Silvester die Aufnahme in die französische Ehrenlegion mit der Begründung ablehnte, es sei nicht Aufgabe der Regierung, über seine Ehrenhaftigkeit zu entscheiden.

          Neues Buch: „Die Schlacht um den Euro“

          Andere hätten sich nach einem derartigen Mammutjahr vielleicht erst einmal ein paar Monate Urlaub gegönnt. Nicht so Piketty: Der Ökonom ist nach wie vor fleißig dabei, seine Thesen zu bewerben. Vergangene Woche war er bei einer Debatte an der Harvard-Universität, diese Woche steht ein Vortrag in Yale an, demnächst eine Veranstaltung in London. Im Januar wurde er sogar in Japan gefeiert.

          Thomas Piketty
          Thomas Piketty : Bild: AFP

          Das ist gut für die Verkaufszahlen. Stapel von Pikettys Bestseller finden sich heute in Bahnhofsbuchhandlungen von Frankfurt bis Rio auf den besten Ausstellungsplätzen, direkt neben den üblichen Krimis und Kitschromanen. Auch deswegen ist das Cover der deutschen und englischen Ausgabe mittlerweile bekannter als der Inhalt des Buchs. Die großen Lettern von „Das Kapital“ im roten Rahmen sind weithin sichtbar und erinnern an Pikettys großes Vorbild Karl Marx.

          Diesen Wiedererkennungswert will Pikettys deutscher Verlag C.H. Beck nun offenbar zu seinen Gunsten nutzen: Am kommenden Mittwoch erscheint eine Auswahl von Pikettys Zeitungsbeiträgen der letzten Jahre, Titel: „Die Schlacht um den Euro“, im identischen Design. Einziger Unterschied: Der Rahmen auf dem Cover ist nun blau anstatt rot. Ob die Farbgebung eine Anspielung auf die europäische Flagge ist oder auch die Anhänger Piketty-ferner politischer Überzeugungen zum Kauf animieren soll, bleibt das Geheimnis der Designer. Sicher ist: Den Piketty erkennt man von weitem.

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