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Buchungspanne bei der HRE : Wirtschaftsprüfer weisen Schuld zurück

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Verwirrung über Forderungen und Verbindlichkeiten bei der FMS Wertmanagement

Verwirrung über Forderungen und Verbindlichkeiten bei der FMS Wertmanagement Bild: dpa

Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers sehen keine Versäumnisse bei der Milliardenfehlbuchung in der verstaatlichen Bad Bank der HRE. Ein „externer Dienstleister“ habe die Rechnungslegung übernommen.

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          Nach der 55,5 Milliarden-Euro-Fehlbuchung in der Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate hat das Finanzministerium jede Verantwortung für den Rechenfehler zurückgewiesen und die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC) kritisiert.
          „Wir hatten einen testierten Jahresabschluss 2010, der gesagt hat, es ist alles gut“, sagte Ministeriumssprecher Martin Kotthaus am Montag in Berlin. Das Ministerium übe nicht die Fachaufsicht über die Bad Bank mit dem Namen FMS Wertmanagement aus. Für die Aufstellung der Bilanz seien die Gesellschaft selbst und der Wirtschaftsprüfer verantwortlich, sagte er.

          Die Wirtschaftsprüfer wiederum sehen sich nicht in der Schuld. Im Jahresabschluss 2010 der FMS Wertmanagement habe es zunächst keine Anhaltspunkte für Fehler gegeben, teilte PwC mit. Erst mit dem verkürzten Halbjahresabschluss zum 30. Juni 2011 sei aufgefallen, dass Forderungen und Verbindlichkeiten aus Derivategeschäften gegenüber demselben Vertragspartner nicht miteinander verrechnet worden seien. Die Buchungen seien dann umgehend korrigiert und die Vergleichszahlen im Jahresabschluss 2010 angepasst worden.

          Externer Dienstleister beauftragt

          PwC wies ausdrücklich darauf hin, dass wesentliche Teile der Rechnungslegung der Bad Bank an einen „externen Dienstleister“ ausgelagert worden seien. Dieser bereite auch die Erstellung der Abschlüsse vor. Kreisen zufolge handelt es sich bei dem Dienstleister um die HRE selbst - inzwischen umbenannt in Deutsche Pfandbriefbank (pbb) -, also die frühere Eigentümerin der toxischen Wertpapiere, die sich nun in der FMS Wertmanagement finden. Die HRE wollte sich zur Sache am Montag nicht äußern.

          In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass sich die Bad Bank um insgesamt 55,5 Milliarden Euro verrechnet hat und das Bundesfinanzministerium darüber seit einiger Zeit Bescheid weiß. Die Bilanzsumme der FMS Wertmanagement konnte nachträglich entsprechend reduziert werden, was auch die Schuldenquote Deutschlands drückt. Einfluss auf das wirtschaftliche Ergebnis der Bad Bank hat der Rechenfehler nach offiziellen Angaben nicht.

          Das Ministerium will nun prüfen, wer für die Panne verantwortlich ist. Es gebe eine erste Idee, was passiert sein könne, sagte Ministeriumssprecher Kotthaus weiter. Das Ministerium sei erstmals am 4. Oktober über einen eventuellen Korrekturbedarf in Milliardenhöhe unterrichtet worden, sagte Kotthaus. Endgültig bestätigte Zahlen hätten am 11. Oktober vorgelegen, zwei Tage später sei die europäische Statistikbehörde Eurostat unterrichtet worden. Am 21. Oktober hätte das Finanzmarktgremium des Bundestages informiert werden sollen. Da die Sitzung ausgefallen sei, seien die Abgeordneten dann am 28. Oktober umfassend informiert worden.

          Für Mittwoch wurde eine Besprechung mit Vertretern der HRE, der Bad Bank, der PwC-Wirtschaftsprüfer und der Finanzmarktstabilisierungsanstalt anberaumt. Noch am Montag sollte eine Telefonkonferenz stattfinden.
           

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