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Wichtiger Markt für Bayer : Brasilianisches Gericht verbietet Glyphosat

  • -Aktualisiert am

Eine Beregnungsanlage auf einer Bohnenplantage im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso Bild: dpa

Als „Soja-Wüsten“ gelten einige Landstriche in Brasilien – dort wächst genverändertes Soja, das flächendeckend mit Glyphosat besprüht wird. Nun droht im Kernland des Bayer-Herbizids ein Verbot des Mittels.

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          Brasilien steht geradezu symbolisch für einen großskalierten Ackerbau, der auf genverändertem Soja und Mais und dem Totalherbizid Glyphosat basiert. Die Pflanzen sind gegen Glyphosat resistent, viele zehntausend Hektar Land beackern die Farmer in Süd- und Nordamerika damit. Eine Meldung vom Dienstag sorgt nun unter Brasiliens Farmern und den Chemiekonzernen wie der neuen Monsanto-Muttergesellschaft Bayer für Aufsehen: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat ein Bundesgericht in der Hauptstadt Brasilia einen Bann für Glyphosat beschlossen.

          Der Aufschrei unter den Farmern war sofort groß. Der Direktor des brasilianischen Agrar-Branchenverbandes Abag, Luiz Lourenco, sah gar ein Ende der Landwirtschaft voraus, sollte das Verbot Bestand haben: „Ohne diese Produkte kann keine Landwirtschaft betrieben werden“, sagte er laut der Agentur. Das Zitat verdeutlicht, wie stark gerade Brasilien und dessen Agrar-Boom der vergangenen 15 Jahre mittlerweile von dem Herbizid und genveränderten Pflanzen abhängen.

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          Brasilianisches Soja ist neben nordamerikanischem eine der Haupt-Proteinquellen auch für deutsche Schweine- und Geflügelmäster. Brasilianisches Hühnerfleisch hat sich zum globalen Exportschlager entwickelt – allerdings mit gravierenden Folgen für die Boden-Ökosysteme und das Landschaftsbild. Von „Soja-Wüsten“ ist die Rede, die insbesondere im zentralbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso das Bild prägen.

          Zulassungen sollen in den kommenden 30 Tagen aufgehoben werden

          Das Urteil ist jedoch nicht endgültig. Das Bundesgericht in Brasilia urteilte laut den von Reuters zitierten Gerichtsunterlagen, neue Produkte, die die Chemikalie enthielten, dürften im Land nicht mehr zugelassen werden. Und – das ist für die Agrarbranche die einschlägigere Botschaft – bestehende Zulassungen sollen in den kommenden 30 Tagen aufgehoben werden. Erst wenn die Regierung, wie erwartet wird, über die Giftigkeit von Glyphosat entschieden habe, sollten diese Maßnahmen außer Kraft gesetzt werden.

          Glyphosat ist Kernbestandteil des inzwischen von Bayer hergestellten Unkrautvernichters Roundup. Der Konzern aus Leverkusen nahm zu dem Urteil zunächst keine Stellung. Glyphosat wird von Umweltverbänden für Artensterben und die Entstehung resistenter Unkräuter verantwortlich gemacht. In den Vereinigten Staaten wurde zudem im Juli eine Klage zugelassen, der zufolge Roundup krebserregend sein soll. Monsanto hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Auch in Deutschland wird über den Einsatz des Gifts gestritten.

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