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Wildschweinplage : Brandenburger wollen Wildschweine mit Pfeil und Bogen jagen

  • -Aktualisiert am

Werden brandenburgische Wildschweine bald mit Pfeil und Bogen erlegt? Bild: dpa

Robin Hood lebt – zumindest in einem Ort in Brandenburg. Dort sind Wildschweine zur Plage geworden. Jäger sollen die Tiere deshalb mit Pfeil und Bogen jagen dürfen. Die Lizenz dafür hat bisher genau ein Jäger.

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          Die Lage ist ernst, so viel ist klar. Die Gemeinde Stahnsdorf in Brandenburg, nicht weit entfernt von der Landesgrenze zu Berlin, hat ein Wildschweinproblem. Mal rennen die Tiere auf der Straße Passanten um, mal wühlen sie sich durch Gärten. Ende Februar stürmte ein Wildschwein sogar in einen Friseurladen und randalierte dort nach Kräften herum.

          Julia Löhr
          Wirtschaftskorrespondentin in Berlin.

          So kann es nicht weitergehen, befand der Bürgermeister. Er will deshalb nun erlauben, dass Wildschweine mit Pfeil und Bogen gejagt werden dürfen, auch wenn dies das deutsche Jagdrecht eigentlich verbietet. Der für Ausnahmeregelungen zuständige Landesumweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) hat schon Unterstützung signalisiert.

          Laufen demnächst also lauter Robin Hoods durch Stahnsdorf, um Jagd auf die unerwünschten Besucher aus dem Wald zu machen? Ganz so einfach ist es nicht, denn es bedarf dafür eines Bogenjagdscheins, den in der Gegend um Stahnsdorf bislang nur ein Jäger hat. Bekommt er aber die erhoffte Ausnahmegenehmigung, darf er etwas tun, was herkömmliche Jäger mit ihren Gewehren wegen der Gefahr von Querschlägern und Kugelsplittern nicht dürfen: die Wildschweine auch in „urbanen Gebieten“ jagen, dort also, wo sich viele Menschen aufhalten.

          „Ein Menschenproblem“

          Beim Deutschen Jagdverband hält sich die Freude über den Vorstoß aus Brandenburg in Grenzen. Da werde viel Energie an der falschen Stelle eingesetzt, kritisiert Verbandssprecher Torsten Reinwald. Von einer Wildschweinplage in Deutschland will er nicht sprechen. Während in der Jagdsaison 2017/2018 in Deutschland rund 820.000 Wildschweine erlegt wurden – so viele wie noch nie zuvor – rechnet der Verband für die noch laufende Saison nur noch mit einer Zahl um die 500.000.

          Dass es in einigen Orten zu viele Wildschweine gibt, sieht zwar auch Reinwald so. „Das ist aber nicht so sehr ein Wildschwein-, sondern vor allem ein Menschenproblem.“ Mülltonnen, die halb offen stehen, Komposthaufen mit Essensresten, von bewussten Fütterungen ganz zu schweigen: „Da wird dann kiloweise Mais ausgelegt, so hole ich mir das Problem in die Stadt“, ärgert sich Reinwald. Er fordert deshalb vor allem höhere Strafen für das Füttern von Wildschweinen.

          Das Thema ist hochemotional – so sehr, dass sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) in die Debatte eingeschaltet hat. Sie halte an dem Verbot fest, Pfeil und Bogen seien für die Jagd nach waid- und tierschutzgerechten Grundsätzen ungeeignet, twitterte sie. Woraufhin sie prompt zahlreiche Vorwürfe auf sich zog, dass sie es doch sonst mit dem Tierschutz auch nicht so genau nehme – etwa, wenn es darum gehe, die betäubungslose Ferkelkastration weiter zu erlauben.

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