EU-Arzneimittelagentur prüft : Aufregung um mögliche BioNTech-Nebenwirkungen
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Eine Klinik-Mitarbeiterin zieht den Covid-19 Impfstoff von BioNTech/Pfizer für eine Impfung auf eine Spritze. Bild: dpa
Auf diese Meldung reagierten die Märkte sofort: Die EU-Arzneimittelagentur EMA untersucht mögliche Begleiterscheinungen der Impfungen mit mRNA-Vakzinen. Dabei handelt es sich um eine Routine-Prüfung.
Für Impfgegner waren die Meldungen vom Mittwochabend sicher ein gefundenes Fressen. Die EU-Arzneimittelagentur EMA teilte im regelmäßig herausgegebenen Bulletin ihres Pharmakovigilanz-Ausschusses (PRAC) mit, sie prüfe, ob bestimmte, nach Covid-Impfungen mit mRNA-Impfstoffen in wenigen Fällen aufgetretene Symptome als Nebenwirkungen einzustufen seien. Die Märkte reagierten sofort: Die Aktien der betroffenen Unternehmen BioNTech und Moderna sackten am Mittwochabend an der Nasdaq deutlich ab, das Mainzer Biotech-Unternehmen um 13,8 Prozent, der amerikanische Hersteller sogar um 15,8 Prozent.
Am Donnerstag hatte sich der BioNTech-Kurs in Frankfurt im Tagesverlauf aber schnell wieder auf rund 320 Euro erholt – und lag damit auf dem Niveau von vor gut einer Woche. Das legt den Schluss nahe, dass die Kurskorrektur zu einem größeren Teil auf Gewinnmitnahmen zurückgeht, schließlich hat sich der Wert des Unternehmens binnen eines Monats praktisch verdoppelt.
Vereinzelt aufgetretene Fälle von Nierenerkrankungen und einer allergischen Hautreaktion
Lässt aber die EMA-Meldung tatsächlich den seriösen Schluss zu, die beiden Impfstoffe seien gefährlicher als bisher bekannt? Natürlich gilt wie immer, dass eine eindeutige Antwort nicht möglich ist, bis die Behörde ihre laufende Prüfung endgültig abgeschlossen hat. Aber worüber die EMA nun berichtet, ist genau das: eine routinemäßige Untersuchung, wie sie die Behörde nach einer vorläufigen Freigabe eines Impfstoffs immer fortlaufend durchführt. Der PRAC, der aus Fachleuten der EMA und der nationalen Behörden besteht, diskutiert zweimal monatlich die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen. Für alle vier bisher in der EU genehmigten Impfstoffe – auch jene von AstraZeneca und Johnson&Johnson – veröffentlicht die EMA regelmäßig ein sogenanntes „Safety Update“.
Der entscheidende Satz der Bulletins vom Mittwoch lautet für BioNTech und Moderna gleichermaßen: „Derzeit werden keine Änderungen an den Produktinformationen empfohlen.“ Mit anderen Worten: Es gibt keinen Anlass, auf dem Beipackzettel vor speziellen Nebenwirkungen zu warnen, die über die bekannten Begleiterscheinungen der Impfungen wie Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen hinausgehen. Für das Vakzin von AZ hat die EMA im Frühjahr einen Hinweis auf das Risiko äußerst selten auftretender Hirnvenenthrombosen empfohlen, für den J&J-Impfstoff warnt die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA vor einem etwas höheren Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms (GBS), einer Nervenentzündung.
Die EMA überprüft derzeit Berichte über Hirnvenenthrombosen nach einer J&J-Impfung, zugleich untersucht sie das Auftreten von GBS-Fällen nach AZ-Impfungen. Die Vakzine von J&J und AZ sind beide ähnlich aufgebaute Vektor-Impfstoffe. Für beide Wirkstoffe vertritt die EMA weiterhin nachdrücklich die Auffassung, dass deren Nutzen die Risiken bei Weitem übersteige.
330 Millionen BioNTech-Dosen verimpft
Weder dies- noch jenseits des Atlantiks existieren bislang einschlägige Warnungen für die mRNA-Wirkstoffe von BioNTech und Moderna. Die EMA prüft nun, ob sich Berichte über sehr vereinzelt im Zusammenhang mit mRNA-Impfungen aufgetretene Fälle von zwei Arten von Nierenerkrankungen sowie von einer allergischen Hautreaktion direkt auf die Impfungen zurückführen lassen und deshalb ebenfalls einen Hinweis im Beipackzettel erfordern.
Von BioNTech wurden seit der Genehmigung des Vakzins am 21. Dezember 2020 rund 330 Millionen Dosen verimpft. Der EMA ist seither – vor allem über die nationalen Behörden – von rund 240.000 Fällen möglicher Nebenwirkungen berichtet worden. Von diesen sind die meisten leicht, außerdem ist nicht gesichert, ob sie wirklich in kausalem Zusammenhang mit dem Impfstoff stehen.
Eine BioNTech-Sprecherin sagte am Donnerstag, das Unternehmen nehme „unerwünschte Ereignisse“ sehr ernst, die möglicherweise mit dem Impfstoff in Zusammenhang stehen könnten. „Wir überwachen derartige Ereignisse genau und sammeln relevante Informationen, die wir mit den Zulassungsbehörden weltweit teilen.“ Die von BioNTech eingereichten Daten und Analysen trügen dazu bei festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und einer kleinen Zahl der beschriebenen Symptome gebe.