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Baumann tritt vorzeitig ab : Roche-Manager Bill Anderson wird neuer Bayer-Chef

  • -Aktualisiert am

Bill Anderson wird neuer Bayer-Chef. Bild: Reuters

Bayer-Chef Werner Baumann dankt vorzeitig ab und verlässt den Konzern am 1. Juni 2023. Sein Nachfolger kommt vom Konkurrenten Roche.

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          Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer bekommt einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns hat Bill Anderson zum 1. Juni 2023 als Nachfolger von Werner Baumann bestimmt. Anderson war zuletzt Chef der Pharmasparte des Schweizer Konzerns Roche, schon zum April soll er in den Vorstand von Bayer eintreten. Der amtierende Vorstandschef Baumann, 60 Jahre alt, geht Ende Mai in den Ruhestand, eigentlich wäre sein Vertrag noch knapp ein Jahr länger gelaufen.

          Jonas Jansen
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.

          Bayer hatte im vergangenen Sommer die Nachfolgersuche begonnen, in den vergangenen Wochen waren auch die Stimmen von aktivistischen Aktionären und Aktionärsvertretern lauter geworden, die eine frühere Ablösung Baumanns forderten. Ein Bayer-Sprecher betonte am Mittwoch, dass der Auswahlprozess davon jedoch nicht beeinflusst worden sei. 

          „Der Auftrag von Bill Anderson ist klar: Bayer soll sein ganzes Potential entfalten und nachhaltigen Wert für unsere Aktionäre, Landwirte, Patienten, Verbraucher, Beschäftigte und alle Stakeholder des Unternehmens schaffen“, ließ sich der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Winkeljohann in einer Mitteilung am Mittwochabend zitieren. Der Bayer-Kurs stieg nach der Ankündigung um mehr als 6 Prozent.

          BAYER

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          „Eine sehr gute Wahl“

          „Bill Anderson ist eine sehr gute Wahl für Bayer und könnte der Befreiungsschlag sein, auf den Investoren gewartet haben“, kommentiert Markus Manns, Portfoliomanager bei Union Investment. Anderson habe in den USA das nötige Netzwerk und das Know-how, um Bayer innovativer zu machen. Er werde zum Antritt „wahrscheinlich von vielen Investoren einen enormen Vertrauensvorschuss bekommen.“

          Der 56 Jahre alte Anderson, ein studierter Chemieingenieur, arbeitet seit 25 Jahren in der Lifesciences-Branche. Bevor er zu Roche kam, arbeitete er für Biotechnologieunternehmen wie Genentech, Biogen und Raychem. Der studierte Chemieingenieur sagte in der Mitteilung, dass er sich darauf freue „Innovationen zu beschleunigen, die Performance zu verbessern, die Nachhaltigkeit voranzubringen und das gesamte Potential des Unternehmens zu heben“. Der Amerikaner sei „der ideale Kandidat, um Bayer zusammen mit dem Team in ein neues, erfolgreiches Kapitel zu führen“, sagte Winkeljohann.

          Anderson bei Roche übergangen

          Anderson hatte Roche im Dezember mitgeteilt, dass er das Unternehmen verlassen wolle. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass der Schweizer Pharmakonzern ihn nicht als Vorstandsvorsitzenden des Gesamtunternehmens bedacht hatte, die Wahl fiel vorher auf Andersons Vorstandskollegen Thomas Schinecker, der Mitte März das Amt übernimmt und der vorher für das Geschäft mit Diagnostika verantwortlich war. 

          Der Aufsichtsratsvorsitzende dankte Baumann für seine 35 Jahre im Dienst von Bayer, von denen er 7 Jahre lang Vorstandsvorsitzender war. Unter Baumanns Führung gab es mit der 63 Milliarden Dollar schweren Übernahme des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto die größte Akquisition in der Geschichte des Leverkusener Unternehmens. In dessen Folge war Bayer in den Vereinigten Staaten mit Hunderttausenden Klagen konfrontiert, die dem glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup vorwarfen, krebserregend zu sein. Mehr als 10 Milliarden Euro hat Bayer seitdem für Vergleiche ausgegeben, noch immer sind nicht alle Rechtsstreitigkeiten geklärt. Der Rechtsstreit und mehrere verlorene Prozesse hatten auch immer auf dem Aktienkurs gelastet. Auf der Hauptversammlung 2019 war Baumann als erster amtierender Vorstandschef eines Dax-Konzerns von den Aktionären nicht entlastet worden. Schon seit langem ist das Unternehmen an der Börse weniger wert, als es für Monsanto bezahlt hat. Derzeit kommt das einst wertvollste deutsche Dax-Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von knapp 60 Milliarden Euro.

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