Berufe-Check : Glücklich werden – mit dem richtigen Beruf
- -Aktualisiert am
Hausarzt werden? Das könnte glücklich machen. Bild: Picture-Alliance
Hausärzte sind besonders glücklich, Call-Center-Agenten sind dagegen mit ihrem Leben oft unzufrieden. Die exklusive F.A.Z.-Auswertung zeigt auch, wie es um Ihren Beruf steht. Finden Sie es heraus!
Wenn Hausärzte über ihre Arbeit sprechen, fallen viele freundliche Worte. „Wir sehen kleine Kinder, die werden erwachsen, und dann sehen wir deren Kinder wieder“, sagt Eckhard Starke, Hausarzt in Offenbach. „Wir empfinden uns in vielen Fällen als Berater, manchmal sogar als Freund der Familie.“ Anerkennung und soziale Kontakte – das sind gute Voraussetzungen, um mit Leben und Arbeit glücklich zu werden. Und es scheint zu helfen. Jedenfalls stehen die Hausärzte ganz oben auf der großen F.A.Z.-Liste der Berufe, die in Arbeit und im Leben insgesamt glücklich machen.
Als Hausarzt muss man auch mal am Wochenende raus. Aber das schadet offenbar nicht unbedingt. Am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung hat der Psychologe David Richter festgestellt, dass Menschen nicht viel unglücklicher werden, wenn sie auch am Wochenende arbeiten müssen.
Der F.A.Z.-Auswertung liegen Daten des sozioökonomischen Panels aus den Jahren 2013 und 2014 zugrunde. In dieser Untersuchung fragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jährlich mehr als 20.000 Deutsche nach ihren Lebensumständen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie zufrieden die Befragten mit ihrem Leben und ihrer Arbeit sind, und zwar auf einer Skala von 0 (steht für unzufrieden) bis 10 (zufrieden). Mit der Frage nach der Zufriedenheit ist nicht das ganze Glück der Menschen erfasst, aber ein wichtiger Teil.
Der Berufe-Check
Um welchen Beruf geht's?
In der Umfrage kommen viele weitere Fragen vor: Haben Sie Kinder? Verdienen Sie viel Geld? Müssen Sie lange zur Arbeit fahren? Diese Fragen und noch mehr werden wir in den kommenden Wochen beantworten. DIW-Psychologe David Richter betont: Es lasse sich allerdings nicht ausschließen, dass nicht Hausärzte zu zufriedenen Menschen werden, sondern zufriedene Menschen eher Medizin studieren – doch dass das so viel ausmache, sei eher unwahrscheinlich.
Jeder kann selbst etwas für seine Zufriedenheit tun. Vieles, was Menschen bei der Arbeit glücklich macht, liegt zwar nur bedingt in der eigenen Hand: Das Gehalt zum Beispiel hat einen wichtigen Einfluss und auch die Freiräume, die man genießt. Schon die Arbeitsmenge allerdings ist gar nicht so wichtig, wie eine Untersuchung mehrerer europäischer Länder an der „London School of Economics“ gezeigt hat. Bedeutender ist, ob die Menschen eine Aufgabe haben, die ihre Fähigkeiten immer wieder neu herausfordert, ob sie regelmäßig dazulernen. All das können Arbeitnehmer zumindest in Verhandlungen mit ihren Vorgesetzten beeinflussen. Wichtig ist aber auch die Stimmung auf der Arbeit, ob also das Team mit den Kollegen funktioniert.
Hausärzte haben es da gut. „Man wird als Familien-, Lebens-, sogar als Sozialbegleiter gesehen“, sagt Carsten König, Hausarzt in Düsseldorf: „Ich bekomme Fragen zu Arbeitslosigkeit oder Problemen mit den Kindern.“ Für die Hilfe seien die Menschen sehr dankbar, sagt König: „Meine Mitarbeiter kriegen Kaffee aus Holland mitgebracht. Ich bekomme mal eine Flasche Wein. Ein Patient bringt jedes Mal drei Tafeln Schokolade mit.“
Solche Rückmeldungen würden sich vielleicht auch Call-Center-Agenten wünschen. Sie stehen jedenfalls in der Glücksrangliste weit hinten – sowohl mit ihrer Arbeit als auch mit dem ganzen Leben sind sie relativ unzufrieden. Nur was die Lebenszufriedenheit angeht, befinden sich die Objekt- und Personenschützer noch einen Tick weiter hinten. Eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi unter Call-Center-Agenten hat vor einigen Jahren gezeigt, dass es ihnen vor allem an Anerkennung für ihre Arbeit fehlt. Auch mit dem Einkommen waren viele Agenten nicht zufrieden.