Berufe-Check : Diese Berufe machen glücklich
- -Aktualisiert am
Anwälte gehören zu den glücklichsten Menschen Deutschlands Bild: dpa
Rechtsanwälte sind die glücklichsten Deutschen, Maurer sind mit ihrem Beruf nicht so zufrieden. Testen Sie selbst: Wie sieht es in Ihrem Beruf aus?
„Es ist Montagnachmittag, ich sitze gerade auf meiner Dachterrasse und muss heute nicht mehr ins Büro“ – das Leben eines Rechtsanwalts ist nicht so schlecht, findet zumindest der Bochumer Rechtsanwalt Jürgen Widder. „Gerade habe ich angefangen, in meinem Kalender den Montagnachmittag immer freizuhalten.“ Die meisten anderen Rechtsanwälte würden Widder darin zustimmen, dass sie es gut haben. In keinem Beruf sind die Deutschen so zufrieden mit ihrem Leben.
Stress? Überstunden? Kann schon sein – in den großen Kanzleien vielleicht. Aber: „Der Anwaltsberuf wird auch oft selbständig ausgeübt“, sagt Widder, der auch den Bochumer Anwaltsverein leitet. Da verdiene man vielleicht nicht so viel wie mancher andere Akademiker – aber „meiner Beobachtug nach geht es wohl vielen Anwälten erträglich gut“.
Der Berufe-Check
Um welchen Beruf geht's?
Dass Selbständige zufriedener sind als andere, ist nicht untypisch, findet der Psychologe David Richter. Am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung untersucht Richter, wie zufrieden die Deutschen mit ihrem Leben und ihrer Arbeit sind. Und es zeigt sich: „Die Zufriedenheit mit der Arbeit ist ein wichtiger Faktor dafür, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind.“ Schließlich beeinflusst die Arbeit nicht nur die Lebensumstände, sondern auch große Teile des Tages. Richter betont: Es lasse sich nicht ausschließen, dass nicht Anwälte zu zufriedenen Menschen werden, sondern zufriedene Menschen eher Jura studieren – doch dass das so viel ausmache, sei eher unwahrscheinlich.
Wer selbst bestimmt, hat's besser
Der Beruf des Anwalts hat zumindest viele Vorzüge, findet zumindest Rechtsanwalt Jürgen Widder: Anwälte helfen Menschen in schwierigen Lebensphasen, sie haben ein ordentliches Sozialprestige – und sie arbeiten als Kanzleiinhaber ziemlich selbstbestimmt. „Das spiegelt sich nicht nur darin wieder, dass man mal abends arbeitet statt nachmittags um zwei“, findet Widder, sondern: Ein selbständiger Anwalt könne Mandate auch mal ablehnen.
Vieles von dem, was Anwälte so glücklich macht, bringt auch Leuten mit anderen Berufen Zufriedenheit. Wer in den Vorstand eines Unternehmens aufrückt oder nach dem Studium in Lehre und Forschung bleibt, steht in der Glücksrangliste auch weit oben – zumindest wenn es um die Arbeit geht. Mit dem übrigen Leben sind die Rechtsanwälte noch etwas zufriedener. Sie hätten schließlich weniger Druck und geregeltere Lebensläufe als die Wissenschaftler, mutmaßt DIW-Forscher Richter. Die Arbeitssituationen der Wissenschaftler seien oft prekär.
20.000 Deutsche befragt
Der Auswertung liegen Daten des Sozio-ökonomischen Panels zugrunde. In dieser Untersuchung fragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung jährlich mehr als 20.000 Deutsche nach ihren Lebensumständen. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie zufrieden die Befragten mit ihrem Leben und ihrer Arbeit sind, und zwar auf einer Skala von 0 (unzufrieden) bis 10 (zufrieden). Mit der Frage nach der Zufriedenheit ist nicht das ganze Glück der Menschen erfasst, aber ein wichtiger Teil. In der Umfrage kommen noch viele andere Fragen vor: Haben sie Kinder? Verdienen sie viel Geld? Müssen sie lange zur Arbeit fahren? Diese Fragen und noch mehr werden wir in den kommenden Wochen beantworten.
Tatsächlich kann jeder selbst etwas für seine Zufriedenheit mit der Arbeit tun. Vieles, was Menschen bei der Arbeit glücklich macht, liegt zwar nur bedingt in der eigenen Hand: Das Gehalt zum Beispiel hat einen wichtigen Einfluss; auch die Freiräume, die man genießt. Schon die Arbeitsmenge allerdings ist gar nicht so wichtig, wie eine Untersuchung eines niederländischen Forscherteams gezeigt hat. Bedeutender ist, ob die Menschen eine Aufgabe haben, die ihre Fähigkeiten trifft. Ob sie sich mit den Kollegen verstehen – und ob sie regelmäßig zu Fortbildungen gehen. All das können Arbeitnehmer zumindest in Verhandlungen mit ihren Vorgesetzten beeinflussen. Und wer sowieso darüber nachdenkt, sich selbständig zu machen, könnte sich einen Schubs geben. Zwar ist nicht jeder für die Selbständigkeit gemacht, doch wer ohne Chef arbeitet, ist eben häufig deutlich zufriedener als die Angestellten.
In einigen Berufen allerdings ist es schwer, glücklich zu werden. Dass Bergleute es schwer haben und dass Putzkräfte ihre Arbeit nicht über den grünen Klee loben, mag für viele Menschen noch nicht sonderlich überraschend sein. Maurer allerdings scheinen auch ein Problem mit ihrem Beruf zu haben.
Öffentlich reden die Maurer nur ungern über ihre Schwierigkeiten. Wer sich ohne Notizblock mit ihnen unterhält, hört Klagen über Wind und Wetter, über Termindruck – und darüber, dass nicht jeder auch im Winter einen Arbeitsvertrag hat. Zudem klagt mancher Maurer über Gesundheitsprobleme, zum Beispiel am Rücken.
Vielleicht hat das Maurerdasein andere Vorzüge? In den kommenden Wochen werden wir noch mehr Aspekte der Berufe vorstellen. Auf diese Weise entstehen einzigartige Berufsprofile, wie sie sonst kaum zu finden sind.