Industrie warnt Union : BDI gegen „schwarze Null“ im Bundeshaushalt
- -Aktualisiert am
Armin Laschet Bild: EPA
Die Industrie ist mit dem Wahlprogramm der Union nur bedingt zufrieden: Sie fordert mehr Spielraum für Investitionen, notfalls zulasten der Haushaltsdisziplin.
Deutschland braucht nach der Corona-Krise mehr private und öffentliche Investitionen – aber keine Politik, die sich allzu sehr um ausgeglichene Haushalte bemüht. Diese Position vertritt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in einer aktuellen Analyse des Wahlprogramms von CDU und CSU. Deren Pläne zur „Entfesselung“ der Wirtschaft seien zwar im Grundsatz zu begrüßen. Die Ankündigungen der Union zum Thema Haushaltsdisziplin gehen dem Industrie-Spitzenverband aber zu weit.
„Eine Orientierung der Finanzpolitik des Bundes an einem ausgeglichenen Haushalt ist aus Sicht des BDI nicht zielführend“, so dessen Analyse. „Es wäre fatal, die Zukunftsinvestitionen an einer schwarzen Null scheitern zu lassen.“ Das 56 Seiten lange Papier liegt der F.A.Z. vor. CDU und CSU bekennen sich in ihrem Programm nicht nur zur Schuldenbremse im Grundgesetz, die dem Bund eine Neuverschuldung in Grenzen erlaubt. Zusätzlich kündigten sie an: „Wir wollen so schnell wie möglich ausgeglichene Haushalte erreichen und die gesamtstaatliche Schuldenquote auf unter 60 Prozent reduzieren.“
Der BDI wendet dazu ein: „Um aus der Krise herauszuwachsen, brauchen wir eine über Jahre angelegte Investitionsoffensive und ein neues Planungsrecht als Wachstumsprogramm bis 2030.“ Er greift einen Vorschlag von 2020 auf, einen „Deutschlandfonds“ zur Finanzierung von Investitionen in dreistelliger Milliardenhöhe einzurichten. Die Schuldenbremse und die Euro-Stabilitätskriterien – die nicht zu Disposition stünden – erlaubten dies. Eine Politik der „schwarzen Null“ stehe dem aber im Weg.
„Es fehlt an einem genauen Zeitplan“
Unmittelbar nach der Vorstellung ihres Wahlprogramms war die Union mit dem Vorwurf einer unsoliden Finanzierung konfrontiert gewesen. Ökonomen und Opposition hatten ungedeckte Ausgabenversprechen, vor allem in der Sozialpolitik, darin ausgemacht. Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet argumentiert indes, dass Wirtschaftswachstum das beste Rezept sei, um Staatseinnahmen zu erhöhen und Etats auszugleichen.
Dass sich die Union zu einer Begrenzung der Sozialbeiträge auf 40 Prozent des Bruttolohns bekennt, wird vom BDI indes klar begrüßt. Positiv beurteilt er auch deren Pläne, Steuern auf Unternehmensgewinne bei 25 Prozent zu deckeln und den „Soli“ für alle abzuschaffen. Zusammen mit einigen weiteren Steuererleichterungen sowie Plänen zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung bilden diese Punkte ein „Entfesselungspaket“, mit dem die Union die Wirtschaft in Schwung bringen will.
Ganz zufrieden ist der Industrie-Spitzenverband mit der angekündigten „Entfesselung“ allerdings nicht: „Es fehlt an einem genauen Zeitplan und klaren Prioritäten für die Entfesselung“, bemängelt er und mahnt: „Die Union muss konkreter und verbindlicher werden, um angemessen auf die Ungeduld in der Wirtschaft zu reagieren.“