Automobile : Quelle provoziert VW mit Golf-Sonderaktion
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Zur Zeit nur auf der IAA - und bei Quelle: der neue Golf Bild: AP
Das Versandhaus Quelle bietet seit Montag den neuen VW „Golf“ im Internet an - Wochen vor der Markteinführung und mit zehn Prozent Rabatt. Volkswagen prüft rechtliche Schritte.
Das Versandhaus Quelle bietet seit Montag den neuen VW „Golf“ im Internet an - Wochen vor der Markteinführung und mit zehn Prozent Rabatt. Volkswagen wird den Vertrieb durch Quelle juristisch prüfen und schließt rechtliche Schritte nicht aus. Der VW-Händlerverband hat Quelle unseriöse Geschäftspraktiken vorgeworfen und zweifelt die Erfolgsaussichten der Aktion an.
„Der von Quelle eingesetzte Vermittler Carplus in Bayreuth ist kein autorisierter VW-Händler, sondern lediglich ein weiterer Vermittler", sagte Verbandsgeschäftsführer Michael Lamlé. Wer das bei Quelle präsentierte Kaufangebot wahrnehmen wolle, lande sofort bei Carplus, könne dann zunächst aber gar keine Einzelheiten über die Bestellung, Gewährleistung und Service erfahren. „Das nenne ich absolut unseriös", sagte Lamlé.
Unruhe unter den VW- und Audi-Händlern
Verbandspräsident Eckard Meyer sprach von einer großen Unruhe unter den rund 2000 VW- und Audi-Händlern. Ein Nachlaß von zehn Prozent sei einem normalen Händler nicht mehr möglich, nachdem VW gerade die Händlermarge pro Fahrzeug reduziert habe. Wenn ein Händler an Quelle mit diesem Nachlaß Autos verkaufe, dann könne er eigentlich nur noch auf den zusätzlichen Bonus für eine hohe Stückzahl kalkulieren. Allerdings bleibe bei zehn Prozent Rabatt an den Kunden für Quelle, Carplus und Händler kaum noch etwas übrig. „Das wäre ein Grenzkostengeschäft", sagte Meyer.
Für einen VW-Händler bedeute der Verkauf an Quelle oder einen Zwischenhändler Carplus ein hohes Risiko. „Ein VW-Händler, der an einen nicht autorisierten VW-Händler Neuwagen verkauft, ist seinen Vertrag mit VW sofort los", sagte Meyer. „Wir werden prüfen, ob Rechtsverstöße vorliegen", sagte VW-Sprecher Dirk Große-Leege am Montag. Eine zentrale Frage sei, wer bei einem solchen Geschäft Verkäufer sei. Quelle biete zwar im Internet den VW Golf an, aber die Geschäftsbedingungen für einen solchen Verkauf seien bislang nicht abrufbar, sagte Große-Leege. Das zum Karstadt-Quelle gehörende Versandhaus bietet seit Montag im Internet den Mitte Oktober in den Handel kommenden VW Golf V in zwei Varianten mit einem Rabatt von zehn Prozent an.
Vermittlung ja, Verkauf nein?
„Wenn Quelle lediglich als Vermittler für den Neuwagenkauf auftritt, könnte das rechtlich möglicherweise in Ordnung sein", sagte Große-Leege. Anders sehe es aus, wenn das Versandhaus wie ein Autohändler als Verkäufer auftrete. Dann läge dem ein Verstoß eines VW-Händlers zu Grunde. „Denn unsere Händler dürfen europaweit nicht an nicht-autorisierte Zwischenhändler verkaufen", sagte Große-Leege. Dies könne dann bedeuten, daß Quelle die Autos nur unter Inkaufnahme von Rechtsverstößen erworben habe, was ebenfalls nicht zulässig wäre. „Wir warten ab und prüfen das sehr genau", sagte Große-Leege.
Gleichwohl bleibe VW bei der Einschätzung, daß es sich bei der Quelle-Aktion in erster Linie um eine PR-Maßnahme handele. „Quelle will nur ein bißchen auf der Erfolgswelle des Golf V mitschwimmen", sagte Große-Leege. Das wichtigste Modell des Wolfsburger Autoherstellers soll vom 17. Oktober an, dem offiziellen Verkaufsstart, an seine Vertragshändler ausgeliefert werden. Die Nachfrage sei sehr gut. „Warum sollte also ein VW-Händler einen VW Golf an Quelle weiterverkaufen, wenn er das Geschäft ganz allein machen kann?, sagte Große-Leege.
Möglich mit Mengenrabatt
Quelle-Sprecher Erich Jeske erklärte, man arbeite über die Firma Carplus in Bayreuth mit mehreren VW-Händlern zusammen. „Das ist das erste Mal, daß wir einen deutschen Neuwagen anbieten", sagte Jeske. Der Golf V sei weder ein Fahrzeug mit Tageszulassung noch ein Reimport. Die Golf-Sonderaktion sei möglich, weil Quelle die Bestellungen bündele und dann selbst Mengenrabatt erhalte. Auf die Frage, ob das Geschäft für Quelle überhaupt Gewinn bringend sei, sagte Jeske: „Kein Kommentar.“ Auch über die Zahl der Bestellungen werde nicht geredet.