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Automatisierung der Arbeit : Ein Hoch auf die Routinejobs

Büroarbeit sieht heute anders aus. Bild: picture alliance / akg-images

Einfache Berufe macht der Computer bald überflüssig – so hieß es oft. Doch jetzt stellt sich heraus: Das stimmt so gar nicht.

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          Es gehört zu den Allgemeinplätzen des Computerzeitalters, dass Arbeitnehmer in stetiger Angst vor dem Roboter leben müssen – zumindest, wenn sie bisher vor allem Routinetätigkeiten ausüben. Nur eine Frage der Zeit scheint es zu sein, bis man diese Menschen nicht mehr als Arbeitskräfte braucht.

          Alexander Wulfers
          Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Wer glücklich genug ist, nicht seinen Arbeitsplatz zu verlieren, der kann nach landläufiger Überzeugung jedenfalls nicht darauf hoffen, dass sein Gehalt noch große Sprünge macht. Je mehr die Maschinen dazulernen, desto stärker sinkt der Marktwert derer, die nicht mehr zu bieten haben als ihre mechanische Konkurrenz.

          Neue Forschung macht jetzt zumindest ein bisschen Hoffnung für die, die an ihrem Arbeitsplatz hängen. Der Ökonom Ronald Bachmann vom Wirtschaftsforschungsinstitut RWI in Essen hat sich gemeinsam mit drei Kollegen genauer angesehen, was seit den Achtzigerjahren aus Berufen geworden ist, die damals besonders stark von Routine und wenig vom Nachdenken geprägt waren.

          Berufe verändern sich

          In der noch unveröffentlichten Studie, die der F.A.S. vorab vorliegt, stellen die Autoren fest: Es stimmt zwar, dass viele dieser Berufe finanziell abgehängt worden sind. Doch das gilt bei Weitem nicht für alle. Manche konnten sich sogar in etwa so stark verbessern wie Berufe, die zu Beginn der Untersuchung zu den besonders anspruchsvollen zählten.

          Der Clou liegt darin, dass Berufe im Laufe der Zeit nicht unbedingt gleich bleiben. Sie verändern sich mit dem technischen Fortschritt. Nur weil jemand heute im gleichen Beruf ist wie vor vierzig Jahren, heißt das nicht, dass er die gleichen Dinge tut.

          An genau dieser Unterscheidung hängt die unterschiedliche Lohnentwicklung. Berufe, die sich veränderten, profitierten von steigenden Reallöhnen. Dazu zählten zum Beispiel Sekretärinnen und Sekretäre, erklärt Ronald Bachmann. Früher seien diese viel mit dem Abtippen von Texten beschäftigt gewesen. Heute seien sie gewissermaßen Büromanager mit vielfältigem Aufgabenprofil.

          Mehr Beratung statt Routine

          Ähnlich sei es in der Finanzbranche. Bankkaufleute verbrachten in den Achtzigerjahren viel Zeit damit, Kunden ihr Geld auszuzahlen und Belege auszustellen. Dann kam die Einführung von Geldautomaten. Dennoch, so Bachmann, sei die Zahl der Bankmitarbeiter nicht gefallen. Stattdessen habe sich ihr Tätigkeitsprofil gewandelt, hin zu mehr Kundenberatung.

          Am anderen Ende des Spektrums sind die Berufe, die auch nach Jahrzehnten immer noch stark von Routine geprägt sind. Dazu zählen Bachmann zufolge Arbeitsplätze in der Lebensmittelverarbeitung und im Bergbau. Sie sind die Verlierer dieser Geschichte. Diejenigen Routineberufe, die sich stark veränderten, profitierten von einem Reallohnanstieg, der um 27 Prozentpunkte höher lag als in denjenigen Berufen, die sich nicht veränderten.

          Die Ökonomen schließen daraus, dass es in heutigen Routinejobs durchaus Raum für Wachstum geben kann – wenn sich die Tätigkeiten verändern. Für Arbeitnehmer kann das bedeuten, dass es für sie lukrativer ist, nicht in eine andere Branche zu wechseln, auch wenn ihr Beruf momentan noch stark von Routineaufgaben dominiert wird.

          Das alles funktioniert allerdings nur, wenn Mitarbeiter Gelegenheit haben, sich weiterzubilden. Auch das haben die Ökonomen untersucht: Es reicht nicht, sich zurückzulehnen und auf den Wandel der Arbeitswelt zu warten. Reallohngewinne hingen ganz entscheidend von der beruflichen Weiterbildung der Betroffenen ab. Die Zahl der Fortbildungen in ehemals weniger anspruchsvollen Berufen stieg in Deutschland in den Neunzigerjahren sprunghaft an – genau zu der Zeit, als Routinetätigkeiten stark an Bedeutung verloren. Bezahlt wurden diese Weiterbildungen oft von den Arbeitgebern. Auch das ist eine hoffnungsvolle Botschaft: Beide Seiten sind sich der Herausforderung bewusst und geben sich nicht kampflos geschlagen.

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